Rund 60 Nazis haben am Samstag in Gohlis gegen den geplanten Moschee-Neubau der Ahmadiyya-Gemeinde an der Georg-Schuhmann-Straße demonstriert. Zu einer Kundgebung, zu der die NPD aufgerufen hatte, war reichlich Partei-Prominenz erschienen: neben dem sächsischen Landesvize Maik Scheffler und dem Landtagsabgeordneten Jürgen Gansel, war selbst der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel nach Leipzig gekommen.
Doch in Leipzig ist, wo Rechte demonstrieren, die Gegendemo meist nicht weit – heute stand sie auf der anderen Straßenseite. »Die NPD versucht seit Bekanntwerden des Moschee-Baus die Stimmung rassistisch gegen Muslime aufzuheizen und damit an schwelende Ressentiments in der Bürgerschaft anzuknüpfen«, sagte Juliane Nagel vom Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz, das zu einer Gegenkundgebung aufgerufen hatte.
Rund 500 Bürger waren dem Aufruf gefolgt und machten ihrem Unmut über die Anwesenheit der Nazis lautstark Luft. Mit Trillerpfeifen, Trommeln, Töpfen und Tröten machten sie derartigen Krach, das von den Reden der Nazis kein Wort zu verstehen war. Zwischendrin spielte eine Brass Band auf. Unter die Protestierenden hatten sich auch zahlreiche Politiker von SPD, Grünen und Linker gemischt, selbst der OBM war vor Ort.
Zuvor hatten sich bereits 150 Menschen zur Kundgebung des Bürgervereins Gohlis an der Friedenskirche versammelt, um ein Zeichen gegen rechts und für ein friedliches Miteinander der Religionen zu setzten. Es sprachen unter anderem Oberbürgermeister Burkhard Jung und der Superintendent der evangelisch-lutherischen Kirchenbezirks Leipzig, Martin Henker.
Beide Versammlungen verliefen durchweg friedlich, auf Seiten der Gegendemonstranten sogar gut gelaunt. Die Polizei hatte das Geschehen routiniert im Griff, selbst der Straßenverkehr konnte ungehindert weiterlaufen. Einzig der NPD-LKW nahm Schaden – er bekam ein paar Farbbeutel ab.
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Während sich also die Nazis auf der einen Seite der Georg-Schuhmann-Straße und die meisten Gegendemonstranten auf der anderen versammelt hatten, trafen vor den Gohlis-Arkaden schräg gegenüber Nazi-Gegner auf Menschen, die zwar hören wollten, was die NPD zu sagen hat, sich aber nicht gleich dazustellen wollten. »Solange, wie Muslime in ihren Heimatländern Christen töten und Kirchen anbrennen, möchten wir hier keine Moscheen haben!!!«, hieß es in etwas eigenwilliger Grammatik auf selbstgebastelten Pappschildern, die sie mitgebracht hatten. Hier kam es zu hitzigen Wortgefechten, die zwar nicht immer höflich, aber, von kleineren Rangeleien abgesehen, zumindest friedlich abliefen. Da mussten sich einige Moschee-Befürworter anhören, sie würden das deutsche Volk verraten. Der Slogan des Tages war allerdings auf einem Schild eines Nazi-Gegners zu lesen: »Gegen Kleingarten im Kopf«.
Nach gut drei Stunden hatte der braune Spuk auch ein Ende. Obwohl die NPD ihre Kundgebung bis 18 Uhr angemeldet hatte, sammelten ihre Anhänger bereits gegen 14 Uhr die mitgebrachten Fahnen, Plakate und Transparente wieder ein, verstauten sie in ihrem besudelten LKW und verließen unter Polizeischutz den Ort des Geschehens. Auch die Gegendemo löste sich daraufhin zügig auf – ein routinierter Demotag.