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Kultur

Lies Gutes und rede darüber

Am Indiebookday lohnt ein Besuch in den kleinen Buchläden – sonst auch

  Lies Gutes und rede darüber | Am Indiebookday lohnt ein Besuch in den kleinen Buchläden – sonst auch

»The Pursuit of Happiness«, das Streben nach Glück(-seligkeit) hält die US-Unabhängigkeitserklärung als unverbrüchliches Menschenrecht fest. Und feiert dies jährlich am Independence Day. Was kann glücklicher machen, als gute Lektüre aus gutem Verlagshaus, dachten sich die Organisatoren des Indiebookdays. Den gibt es erst seit letztem Jahr überhaupt im deutschsprachigem Raum. Und schon Numero Zwei am Samstag soll international werden.

Indie is dead, weiß man aus der Musik, was soll das Label jetzt im Buchbereich. Ist das auch nur ein Etikett für ein Geschäft im pseudo-kritischen Alternativgewand, in dem es letztlich auch nur ums Geld geht? In erste Linie geht es eben nicht ums Geld – auch wenn die Verleger auch von was leben wollen –, sondern um das gute Buch. Also das, was sie darunter verstehen. Eine exakte Definition für einen Indie-Verlag gibt es auch nicht. Er muss aber konzernunabhängig sein, darf kein Druckkostenzuschussverlag sein, ein regelmäßiges Programm haben etc. Das Spektrum reicht hier vom Mitteldeutschen Verlag bis zu Verbrecher. Als Leipziger gehören die Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Lehmstedt, Leipziger Literaturverlag, Voland & Quist und der Poetenladen dazu.

In seinem Manifest »100 Prozent Independent« erklärt das Berliner Verlagshaus J. Frank, das beziehe sich insbesondere auf die unabhängige Programmgestaltung. Man schaue auf den Text und nur auf den Text bei der Entscheidung, was veröffentlich wird. In der aktuellen kreuzer-Beilage Logbuch erklärt es Sabine Dörlemann so: »Ich könnte kein Buch verlegen, das mir nicht gefällt. Dafür bin ich Verlegerin geworden. Das ist das Privileg, welches man als kleiner unabhängiger Verlag hat.«

Um dieses Privileg einmal jährlich gebündelt auszuspielen und auszustellen, gibt’s den Indiebookday. Dazu soll man am Samstag ein Buch eines Indie-Verlages erwerben, das Cover fotografieren und dann über seine sozialen Netzwerk-Kanäle verbreiten. Klingt nach einer mäßig spannenden Aktion. »Vielleicht braucht es eben so ein Logo oder eine Marke, um zu zeigen, da ist etwas anderes«, sagt René Pölzing. Der Betreiber der Buchhandlung Kapitaldruck erklärt, dass die Buchtagpremiere im letzten Jahr einiges an Aufmerksamkeit erzeugt habe. »Natürlich ist es mit zu wenig, wenn die Leute an einem Tag im Jahr auf Facebook zeigen ›Hey, ich habe richtig geshoppt!‹. Aber wir hatten gute Gespräche mit neuen Kunden, auch Diskussionen darüber, ob dies oder das überhaupt indie ist. Das hat dann gefetzt!«

Für Pölzig ist der Tag einfach eine weitere Gelegenheit, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Immerhin brauche die Vermittlung von Texten Zeit. Man muss die Leute begeistern und sie überzeugen, sich darauf einzulassen – und das geht im Austausch am besten. Wenn dann noch Menschen zusammentreffen, die sich sonst nicht über den Weg gelaufen wären, sei das umso besser, so Pölzig. Darum lädt er am Samstag ab 15 Uhr auch zum Gespräch bei Kaffee und Kuchen. Als Gast ist Irina Kramp dabei, die Organisatorin der »UV – die Lesung der unabhängigen Verlage«, die seit 2010 im Lindenfels Westflügel stattfindet. Sie wird über Literatur als Überzeugungstat sprechen und darüber, ob und wie man ohne Budget für das gute Buch werben kann. Man könne aber gern auch jeden anderen Tag vorbeikommen oder ein Buch kaufen, ohne es an die soziale Netzwerk-Glocke zu hängen, meint Pölzig lachend. Literatur, die sich lohnt, gebe es genug. Also: Esst mehr Bücher.


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