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Stadtleben

»Nicht alles, wo Frau draufsteht, muss hierher«

Die Frauenbibliothek Monaliesa soll gerettet werden

  »Nicht alles, wo Frau draufsteht, muss hierher« | Die Frauenbibliothek Monaliesa soll gerettet werden

Monaliesa ist tot, es lebe die Monaliesa! Ein paar engagierte Frauen wollen die Schließung der Bibliothek in Connewitz verhindern. Dafür räumen sie erstmal auf.

Bernhard-Göring-Straße, Haus der Demokratie, vierter Stock. »MONAliesa e.V.«: Ein Schild weist den Weg. Rechts steht eine aluminiumgefasste Glastür weit offen. Stimmen sind beim Näherkommen zu vernehmen. »Das Ding kommt auf den Flohmarkt.« »Wie viele Krüge und Gläser gibt’s hier denn noch?« Vorbei geht’s durch einen mit Büchern gespickten Gang, dann öffnet sich ein größerer Raum, wo lückenlos gefüllte Bücherregale die Wände verkleiden. Lektüren stapeln sich auf sortierten Haufen, dazwischen steht Krims und Krams – der sich in 25 Jahren eben so ansammelt in einem Projekt. Nun gilt es, einen Cut zu machen, und die Frauen, zu denen die Stimmen gehören, haben genau das vor. Sie wollen die Frauenbibliothek Monaliesa retten, die für Leipzig einzigartigen Räume für feministische Bildung, Kultur und Unterhaltung unterm Dach des Gründerzeitbaus wieder öffnen.

Die Frauenbibliothek wurde 1990 gegründet und hatte immer mal wieder mit der drohenden Schließung zu kämpfen, weil Mittelkürzungen anstanden. Das konnte in der Vergangenheit abgewendet werden. Als der alte Trägerverein in diesem Frühjahr Insolvenz anmeldete, war es für alle rettenden Ideen schon zu spät. Also machten sich ein paar Frauen einfach selbst daran, das Fortbestehen der Bibliothek zu ermöglichen. Es ist zunächst ein Versuch: Die acht, neun Engagierten wollen bis Dezember das Projekt weiterführen. Für Miete und andere Ausgaben sammeln sie gerade auf einer Web-Plattform Spenden. Ein Drittel ist bereits finanziert, mit dem Lotta e.V. auch ein neuer gemeinnütziger Träger gefunden. Für die Zukunft hoffen die Macherinnen auf einen Mix aus Förderung, Veranstaltungseinnahmen und Spenden. Noch in diesem Jahr wird es einen Workshop zu feministischer Theorie und einen zum Herstellung von Zines, unkommerziellen Heftchen mit Do-it-Yourself-Charme, geben. Weitere Unterstützer und Mitstreiterinnen sind gern gesehen.

Im September sollen die Räumlichkeiten aufgeräumt und neu sortiert als Frauen- und Genderbibliothek wieder aufmachen. Um Kosten zu sparen, wird sie um einen Raum verkleinert. Ob der Bestand um einige Sparten reduziert wird, überlegen die Frauen noch. »Nicht alles, wo Frau draufsteht, muss in die Bibliothek«, sagt eine, zudem wolle man sich politischer ausrichten. Das Dilemma kann man in den Regalen sehen: Neben Abteilungen mit feministischer und Queer-Theorie gibt es Märchen und Lyrik, Belletristik, eine Krimiecke, aber auch Esoterisches, bei dem man das dahinterstehende Frauenbild schon hinterfragen muss. Wie viele Exemplare der Bestand umfasst, weiß hier keine ganz genau. »16.000, 20.000, 30.000: Ich kenne drei Zahlen«, sagt Eine beim Gläserabstauben. Eine andere meint: »30.000 Medieneinheiten sind es wohl, also vom Buch bis zur DVD.« Die Konzentrierung aufs Feld Feminismus/Gender/Queer ist für Theorie-Interessierte natürlich ein Gewinn, weil in diesem Bereich viel Literatur vorhanden ist. Ein wahrer Fundus ist der Bereich für Graue Literatur, also bis in die DDR-Zeit zurückreichende Literatur, die nicht vom Buchhandel herausgegeben wurde, und das queer-feministische Archiv: Hier lässt sich ebenso wie an der alten Systematik der Bibliothek ablesen, welchen Wissensordnungen man in der Vergangenheit beim Thema Frau und Feminismus folgte. Allein daher lohnt die Erhaltung der MONAliesa, wobei es genügend lebendigere gute Gründe dafür gibt. Und manchem mag der Ort auch einfach zum Stöbern angenehmer sein als andere Bibliotheken – Akif-Pirinçci- und Eva-Hermann-Versteher werden wohl eher nicht ihren Kopf durch die Tür stecken.


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