Helheim geschlossen? »Wenn die Hölle dicht ist, kommen die Toten auf die Erde«, könnte man frei nach »Dawn of the Dead« meinen und das auch als Warnung verstehen. Denn das Helmheim – benannt nach der Unterwelt in der nordischen Mythologie – wurde aufgerieben irgendwo zwischen Ämter-Hickhack und Stadtteilaufwertung.
Eigentlich passt die »Dawn of the Dead«-Anspielung ganz gut, ist Romeros Zombie-Streifen doch auch verfilmte Kapitalismuskritik. »Ich habe die ganze Zeit über das Gefühl, zum Wachstum gezwungen zu sein«, sagt Helheim-Inhaber Markus Böhme, der nicht nur hinterm Tresen anzutreffen ist, sondern »nebenbei« noch das Kulturprogramm im Laden wie Lesungen und kleine Konzerte organisiert und den Papierkram erledigt. »Allein die Zettelwut der Ämter zu befriedigen, benötigt viel Zeit.« Rücklagen lassen sich in seinem familiär betriebenen Laden nicht bilden. Er kam immer so knapp über die Runden. Der Wechsel des Hauseigentümers brachte zusätzliche Unsicherheit angesichts des Stadtteil-Hypes und das Finanzamt stellte für Böhme unverständliche Forderungen. Jetzt zog er die Reißleine.
Der Sozialpädagoge hatte das Helheim vor knapp neun Jahren in der Weißenfelser Straße 32 eröffnet. Den urigen Charme des Stadtteilkneipen-Vorgängers hatte er erhalten, Schankraum und großes Raucherkabinett laden in Ledersesseln zum längeren Verweilen ein. Ausgesucht ist der Death und Black Metal lastige Musik-Geschmack. Nach zwischenzeitlichen Problemen folgte eine Umschuldung und es sah insgesamt ganz gut aus. Doch seit vier Jahren verlangt das Finanzamt die Einkommenssteuer aus der Umschuldung, obwohl es – so Böhme – Urteile gibt, dass dies nicht rechtens ist. Alle Behördengespräche hätten nichts gebracht, also macht die Thekenhölle wohl dicht, wenn dem einbestellten Insolvenzverwalter nichts einfällt. Außerdem trifft sich ein Unterstützerkreis wöchentlich. Harte Kost wäre das für alle Fans der härtesten Metal-Spielarten, denn das Helheim ist Leipzigs einzige Metal-Kneipe. Ein mögliches Aus fürs Helheim sieht Böhme halbwegs gelassen. »Ich wollte ursprünglich sowieso nur fünf Jahre den Gastronom geben. Ich kann auch etwas anderes machen, etwas, das nicht unbedingt mit Kapitalakkumulation für Schreibtischtäter zu hat.« Und schiebt trotzig hinterher: »Zum Glück sind mir im Laufe der Zeit zwei lange Mittelfinger gewachsen.«