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Stadtleben

Da war es nur noch eines ...

In Plagwitz wird mal wieder ein Wächterhaus geschlossen

  Da war es nur noch eines ... | In Plagwitz wird mal wieder ein Wächterhaus geschlossen

Das Wächterhaus beim Plagwitzer Bahnhof, in dem sich auch der Raum der Kulturen befindet, wurde verkauft und wird ab Januar saniert. Die Hausnutzer müssen ausziehen.

Noch ein letztes Mal ist es so richtig voll im Raum der Kulturen. Das Berliner Dancepunk-Dubstep-Orient-Duo Guts Pie Earshot spielt. Vor der Bühne des kleinen Eckladens im Wächterhaus in der Plagwitzer Engertstraße 23 wird Pogo getanzt, das Publikum drängt sich bis an die hinterste Wand. Ende Dezember ist endgültig Schluss mit wilden Partys und Konzerten, ebenso mit Tischtennistreff, Seifenladen, Tonstudios und Wohngemeinschaft.

Die Connewitzer Immobilienfirma Hildebrand und Jürgens hat das Gebäude und sein Nachbarhaus gekauft, im kommenden Jahr soll die Sanierung beginnen. Alle Hausnutzer müssen ausziehen, Anfang Januar werden die Schlüssel übergeben.

Das Ende von acht Jahren Zwischennutzung in der Engertstraße ist inzwischen nur noch eines von vielen Beispielen für die rasante Entwicklung des Stadtteils. Die Zeiten temporärer Nutzungen von Leerständen sind in Plagwitz weitgehend vorüber. Von einstmals vier Wächterhäusern im Quartier bleibt nun nur noch das in der Merseburger Straße übrig.

Dass die mal von Einsturz bedrohten Gründerzeitaltbauten erhalten wurden und nun saniert werden, ist für Frietjof Mothes ein großer Erfolg. »Durch die Bewachung des Hauses konnte ein Abbruch vermieden werden«, sagt der Vorsitzende vom Verein Haushalten. Damit sei das ursprüngliche Ziel der Wächterhäuser erfüllt worden. Nach wie vor gebe es im Leipziger Westen noch Räume für kreative Arbeit oder preisgünstiges Wohnen. Allerdings: »So günstig wie in einem Wächterhaus, wo nur Betriebskosten und eine sehr geringe Miete bezahlt werden mussten, wird es im Quartier nie wieder werden.« Wer als Pionier Räume erschließen wolle, müsse nun in den Osten und Nordosten der Stadt ziehen, so Mothes. Am Stannebeinplatz etwa hat sein Verein erst vor Kurzem ein neues Wächterhaus eröffnet.

Nutzer und Bewohner der Engertstraße sehen das Ende mit gemischten Gefühlen. Während sich die meisten Bewohner dauerhafte Hausprojekte gesucht haben, ist im Raum der Kulturen und im Seifenladen Schluss. Beide Betreiber wollen nicht in eine andere Gegend umziehen.


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