Als Comic-Übersetzer variiert Stefan Pannor zwischen »Lyrischem und Haudrauf« und zitiert auch mal Goethe in Sprechblasen. Am Samstag kann man ihn und andere Comicfreunde im Comicgarten treffen.
Autoren großer Sprechblasen mag Stefan Pannor am liebsten. Das ist nicht mangelnder Lesefähigkeit geschuldet, sondern seiner Freude an der Gestaltungsfreiheit. »Ich hoffe immer, dass die Worte schneller sind als das Zeilenende. Das ist naturgemäß nicht der Fall.« Pannor ist Comic-Übersetzer und ringt als solcher mit jedem Zeichen im begrenzten Blasenraum.
Er hat für den eingestellten Metrolit-Verlag gearbeitet und überträgt die Worte von Superhelden und Erzschurken von DC- und Marvel-Serien für Panini ins Deutsche. »This ist the sound of the Thunders hammer, my chief, striking the skulls of giant Frostmen.« klingt dann zum Beispiel so: »Das ist Thors Hammerschlag. Er kämpft gegen die Frostriesen.«
Wie man dazu kommt, Comics zu übersetzen, ist schnell erzählt. Man rutscht halt so rein, wenn man einen Hang zur Gattung hat. »Als Was-mit-Medien-Mensch wirst du nirgends supergut bezahlt und machst halt vieles.« Er habe immer schon übersetzt und über Comics geschrieben und dann hat sich das ergeben, erzählt Pannor, der 1996 aus Magdeburg in die Stadt kam. Seit zwei Jahren überträgt er überwiegend Comictexte. »Silver Surfer in seinem Lauf halten weder Chinesen noch Russen auf.« Den einen oder anderen eigenen Gag gönnt er sich schon. »Superhelden-Comics sollen Spaß machen, das ist Popliteratur. Warum soll ich selbst keinen Spaß haben und manchmal etwas am Lektor vorbeischmuggeln?«
Seine Vorlagen bekommt er per PDF. Darin nummeriert er die Sprechblasen und überträgt dann die Übersetzungen in ein Textdokument. Bezahlt wird pro Seite. Da ist es schon frustrierend, wenn nach wortkarger Action auf den letzten Seiten der mehrere Absätze lange Epilog folgt und sich der Arbeitstag in die Länge zieht. »Comics sind fast ausschließlich Dialoge. Da muss man variieren können zwischen Lyrischem und Haudrauf.« Und sich auch einlesen, denn die Serien sind auf viele Jahre angelegt. Wenn ein Superheld plötzlich seine Sprechweise ändert und seine Sprache verliert, fällt das nicht nur dem Lektor auf. »Iron Man redet anders als Loki.«
Ob er auch zeichnet, wird er oft gefragt. »Die Leute können sich nicht vorstellen, dass man sich nur mit der Sprache beschäftigt. Ich bekomme jedenfalls keinen geraden Strich hin.« Signieren würde er aber die von ihm übersetzten Comics. Gelegenheit dazu gibt es im Comicgarten. Beim Fest der Bildgeschichten, das Pannor mitgegründet hat, sind allerhand Autoren und Zeichner vertreten, werden signieren und stehen zum Gespräch bereit. Dann kann man ihn auch fragen, wie er es mit Goethe hält. Dem Schützen einer Feuerbazooka dichtete er an: »Mehr Licht!«