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»Wissenschaft trägt zum Wachstum bei«

Torsten Loschke, zuständig für Wissenspolitik bei der Stadt, über sein Amt und den Segen

  »Wissenschaft trägt zum Wachstum bei« | Torsten Loschke, zuständig für Wissenspolitik bei der Stadt, über sein Amt und den Segen

Seit Oktober 2021 leitet Torsten Loschke das Referat für Wissenspolitik der Stadt. Zuvor war er fünf Jahre lang Referent der Kanzlerin der Universität Leipzig. Worin nun bei der Stadt seine konkrete Arbeit besteht und warum Leipzig sich weiter als Wissenschaftsstadt etablieren soll, verriet er dem kreuzer im schriftlichen Interview.

kreuzer: Was ist Wissenspolitik und was macht Ihr Referat?

Torsten Loschke: Es wirkt mit bei der Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandortes Leipzig und vertritt die Interessen der Stadt gegenüber der Wissenschaft und anderen Akteuren des Wissenschaftssystems.

Gleichzeitig sind wir auch der städtische Ansprechpartner für die Wissenschaftseinrichtungen in Leipzig und vermitteln deren Interessen in die Stadtpolitik und Stadtverwaltung hinein. Das ist zum Beispiel wichtig, wenn eine wachsende Forschungseinrichtung mehr Platz braucht und einen Neubau plant. Damit ist unser Referat eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Verwaltung. Die Organisation als eigenständiges Referat im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters unterstreicht die hohe Bedeutung des Themas Wissenschaft für unsere Stadt. Dieses Aufgabenspektrum zeigt auch, dass die Vernetzung zwischen den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und den städtischen Akteuren im Fokus unserer Arbeit steht. Hier geht es darum, Kontakte zu vermitteln, gemeinsame Strategien für die Entwicklung unserer Stadt zu erarbeiten und Projekte umzusetzen. Denken Sie etwa an städtebauliche Vorhaben wie den Leuschnerplatz und den Matthäikirchhof, in denen die Wissenschaft eine wichtige Rolle spielt. Wir unterstützen den Oberbürgermeister darüber hinaus ganz konkret durch das Erstellen von Entscheidungsvorlagen oder tragen durch die Mitarbeit in Gremien dazu bei, dass die Anliegen der Stadt bei den Akteuren des Wissenschaftssystems auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Gehör finden. Mit Veranstaltungen wie der »Langen Nacht der Wissenschaften« oder der Unterstützung von Schülerwettbewerben fördert unser Referat auch das Wirken der Wissenschaft in die Stadtgesellschaft hinein.

kreuzer: Welche Bedeutung hat Wissenschaft für Leipzig?

Loschke: Die Wissenschaft hat eine große Bedeutung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Leipzigs, denn sie bringt Leben, kluge Menschen und kritische Diskussionen in unsere Stadt, sie schafft Innovationen und trägt zum Wachstum bei. Wissenschaft ist ein Standortfaktor und macht Leipzig attraktiv und lebenswert. Leipzig besitzt eine ungewöhnlich hohe Dichte von leistungsfähigen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Das reicht von der Universität und der HTWK bis zum Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und zu den Max-Planck-, Fraunhofer- und Leibniz-Instituten. Die vielen Studierenden prägen unser Stadtbild und sorgen für eine weltoffene Atmosphäre. Auf dem Leuschnerplatz entsteht in den nächsten Jahren mit dem Global Hub, dem Leibniz-Institut für Länderkunde, der Juristenfakultät und dem Forum Recht sowie dem Naturkundemuseum ein Ort für lebendige Wissenschaft mitten im Zentrum. Zugleich tragen viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Projekten in Forschung und Transfer zur Innovation bei und fördern durch Kooperationen mit Unternehmen oder durch Ausgründungen die wirtschaftliche Entwicklung Leipzigs. Der Beitrag der Wissenschaft für unsere Stadtgesellschaft geht aber weit darüber hinaus: Beispielsweise begleiten Forscherinnen und Forscher des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung die geplanten Maßnahmen zur Rettung des Auwaldes. Und im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften beschäftigen sich viele Projekte und Veranstaltungsreihen mit der Lage der Demokratie unddem gesellschaftlichen Zusammenhalt in Sachsen und Deutschland.

kreuzer: Erkenntnis ist auch ein Wert an sich, nicht nur verwertbares Gut. Was tut die Stadt, um den Wert der Wissenschaft selbst zu stärken?

Loschke: Die Unterstützung der Wissenschaftseinrichtungen durch die Bereitstellung von Flächen, den Bau von Technologiezentren oder das Schaffen guter Verkehrsanbindungen halte ich dabei für ganz wichtige und grundlegende Beiträge. Doch die Stadt unterstützt die Wissenschaft auf ganz breiter Ebene. Zum Beispiel fördert sie gemeinsam mit der Universität seit 2017 die Verleihung der Bertolt-Brecht-Gastprofessur an herausragende, oft internationale Vertreterinnen und Vertreter der darstellenden Künste, in diesem Semester an den japanischen Regisseur Toshiki Okada. Diese Gastprofessorinnen und -professoren bringen ihre praktischen Erfahrungen in die Lehre ein und wirken auch in die öffentliche Diskussion hinein, vernetzen sich mit der Kulturszene und stärken weltweit den Ruf Leipzigs als Ort der Wissenschaft und Künste. Viele Veranstaltungen unserer Wissenschaftseinrichtungen verbinden die Wissenschaft und die Stadtgesellschaft auf lebendige und zukunftsgestaltende Weise. Klar ist aber auch: Wissenschaft ist Ländersache und der Freistaat Sachsen ist für die Finanzierung der staatlichen Hochschulen in Leipzig zuständig. Hinzu kommt der Bund als wichtiger Akteur des Wissenschaftssystems mit der Bereitstellung umfangreicher finanzieller Mittel, die auch Leipzig zugutekommen – vom Bafög für die Studierenden über die Finanzierung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen bis hin zu Infrastrukturmaßnahmen aus den Braunkohle-Strukturmitteln wie dem geplanten KI-Rechenzentrum. Die Stadt Leipzig ist dennoch gut beraten, weiterhin die Wissenschaftslandschaft aktiv mitzugestalten und möglichst gute Bedingungen zu schaffen

INTERVIEW: LAURIE STÜHRENBERG, EYCK-MARCUS WENDT

TITELFOTO: PRIVAT


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