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Kultur

Weggehen und Wiederkommen

Die Französischen Filmtagen zelebrieren endlich wieder das französischsprachige Kino

  Weggehen und Wiederkommen | Die Französischen Filmtagen zelebrieren endlich wieder das französischsprachige Kino

Ein gewisser Frust lässt sich bei den Veranstalterinnen und Veranstaltern der Französischen Filmtage kaum verbergen. Darüber, dass die Ausgabe 2020 komplett ausfallen musste und im Jahr 2021 ein erneuter Lockdown das vorzeitige Ende des Festivals einläutete. Aber vor allem darüber, dass Premierenregularien und komplizierte Aufführungsrechte für ältere Filme dem Engagement für ein umfangreiches und ausgewogenes Programm nicht selten im Weg stehen. So waren laut René Reinhardt von der Schaubühne Lindenfels gerade mal drei von über 100 Filmen von Jean-Luc Godard für eine Hommage an die in diesem Jahr verstorbene Regielegende überhaupt verfügbar: »Eigentlich skandalös.« Auch die Retrospektive, die sich mit den französischen Darstellern Claude Lelouche und Jean-Louis Trintignant auseinandersetzt, fällt mit nur zwei Filmen aus diesem Grund eher dürftig aus.

Trotz der Umstände und der Ungewissheit, welche Einschränkungen der November noch mit sich bringen mag, hat das Team der Schaubühne gemeinsam mit den Passage-Kinos wieder ein anspruchsvolles Programm für die Französischen Filmtage zusammenstellen können. Die Eröffnung wird in diesem Jahr mit gleich zwei Filmen in der Passage begangen: »Maria träumt – oder: Die Kunst des Neuanfangs« begleitet die Reinigungskraft Maria, der sich völlig neue Welten eröffnen, als sie einen neuen Job in der Pariser Académie des Beaux-Arts annimmt. Der zweite Film eröffnete in diesem Jahr auch die Internationalen Filmfestspiele in Cannes: »Coupez!«, eine Neuverfilmung der einfallsreichen japanischen Zombiekomödie »One Cut of the Dead«, inszeniert von Michel Hazanavicius. Der französische Regisseur, der sich 2011 in seinem oscarprämierten Werk »The Artist« noch dem Stummfilm gewidmet hatte, nimmt sich in »Coupez!« mit viel Kunstblut und Film-im-Film-Sequenzen nun des Trash-Horror-Genres an.

Wie Hazanavicius’ Film richten sich gleich mehrere Produktionen vorrangig an ein jüngeres Publikum. So zum Beispiel auch die französisch-finnisch-deutsche Koproduktion »Heartbeast« von Aino Suni über die toxische Beziehung einer finnischen Rapperin zu ihrer balletttanzenden französischen Stiefschwester. Etwas gediegener geht es da im Dokumentarfilm der deutschen Regisseurin Daniela Abke zu: »Belleville. Belle et Rebelle« ist ein poetisches Porträt des Stadtviertels Belleville, im Nordosten von Paris gelegen, das mit schwarz-weißen Bildern in ein kleines Restaurant zu französischen Chansons einlädt. Ein weiterer Cannes-Film ist Lokas Dhonts »Close«, der von der zerbrechenden Freundschaft zwischen zwei Jungs erzählt und den Großen Preis der Jury erhielt. In diesem Jahr wird es auch wieder einen gedruckten Katalog für die Filmtage geben, wohl auch als Zeichen der Hoffnung, endlich wieder zu gewohnten Abläufen zurückkehren zu können. Parallel zu den Französischen Filmtagen finden zudem wieder das Schulfilmfestival Cinéfête mit acht Filmen für unterschiedliche Altersgruppen statt.

16.–23.11., Passage-Kinos, Schaubühne Lindenfels, www.franzoesische-filmtage.de

Foto: Filmstill aus »Maria träumt«, UGC-Distribution


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