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Kultur

Shalom Leipziger Kino

Die Kinostarts der Woche

  Shalom Leipziger Kino | Die Kinostarts der Woche

Vom 25. Juni bis zum 2. Juli zeigt die Jüdische Woche Filme, die auf ihre unterschiedlichen Arten die Verbindung zwischen Religion, Kunst und Geschichte thematisieren. Seit 1995 wird die Jüdische Woche alle zwei Jahre in Leipzig begangen und in diesem Jahr nehmen das Cineding, die Kinobar, die Cinémathèque in der Nato, Cineplex und Passage-Kinos einige passende Filme in ihr Programm auf. Sie zeigen Menschen auf der Suche nach Identität und Gedenken. Schön, sie im Kino ein Stück dabei begleiten zu dürfen.

Jüdische Woche: 25.6.–2.7., Cineding, Cinémathèque in der Nato, Cineplex, Kinobar Prager Frühling, Passage Kinos

> www.leipzig.de/juedische-woche


Film der Woche: Leni Malinowski saß wegen Drogenhandels im Gefängnis und ist nun mit Fußfessel frühzeitig entlassen worden. Sie soll dem Undercover-Polizisten Robert Demant dabei helfen, den Drogendealer Victor Arth dingfest zu machen, für den sie vor ihrer Inhaftierung gearbeitet hatte. Das Delikate an der Sache liegt in Leni selbst – denn die hieß damals noch Lenard und war ein Mann, der mit Robert eine Beziehung hatte. Dass Leni mittlerweile eine Transfrau ist, bereitet Robert einige Probleme, die zusehends drohen, die Undercover-Aktion zu gefährden. Christoph Hochhäusler (»Die Lügen der Sieger«) hat für seinen fünften Kino-Langfilm eine sehr originelle und ungewöhnliche Ausgangskonstellation gewählt. Die Tatsache, dass seine Hauptfigur transsexuell ist, spielt fast schon eine untergeordnete Rolle, weil es dem Filmemacher in erster Linie um eine spannungsreiche Kriminalgeschichte geht. Dass aber die Transition Lenards zu Leni ihrem ehemaligen Liebhaber Probleme bereitet, verleiht der Thematik im Rahmen der Geschichte dann doch eine gewisse Dramatik. Die Österreicherin Thea Ehre, die hier ihre erste Kinohauptrolle spielt und auch im wirklichen Leben eine Transfrau ist, erobert mit ihrer ehrlichen und direkten Art schon in den ersten Szenen des Films die Herzen des Publikums. Völlig zurecht wurde sie dafür auf der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären prämiert. FRANK BRENNER

»Bis ans Ende der Nacht«: ab 22.6., Passage-Kinos (am 23.6. in Anwesenheit des Drehbuchautors), Luru Kino in der Spinnerei

 

Der 50-jährige Tony, den Hauptdarsteller, Regisseur und Autor Frank Dubosc hier verkörpert, ist alles andere als einen Hotshot. Der knurrige Busfahrer verbringt seine Abende am liebsten allein auf dem Sofa, trinkt Bier und träumt von Amerika. Bis ihm sein Lebensstil einen Herzinfarkt einbringt. Als er die Augen öffnet, muss er feststellen, dass im Krankenhaus niemand auf ihn wartet. Also macht er sich daran, seine alte Liebe aufzusuchen – und die gemeinsame, inzwischen erwachsene, Tochter Maria (Louna Espinosa), die als Tanzlehrerin arbeitet. Deshalb setzt sich der unsportliche Tony in den Kopf, tanzend ihr Herz zu gewinnen. Er meldet sich unter falschem Namen für ihrem Rumba-Kurs an, macht sich dort aber eher lächerlich. Eine Privatlehrerin muss her und die Schwarze Nachbarin Fanny (Marie-Philomène Nga) hat doch bestimmt Rhythmus im Blut.

Einen ganzen Blumenstrauß an Klischees bringt »Rumba Therapie« in den Kinosaal, nur um sie dann Stück für Stück zu zerlegen. Die Welt vor der Tür ist eben ganz anders als sie sich Tony zurechtgelegt hat und auch unser Bild von dem grantigen Eremiten wird im Laufe der 100 kurzweiligen Minuten kräftig durchgewirbelt. Dass es Dubosc hier vor allem darum geht, zu unterhalten, ist von Anfang an deutlich. In der Tradition von lebensbejahenden Komödien wie dem ebenso leichtfüßigen »Man muss mich nicht lieben« von Stéphane Brizé oder dem beschwingten Kinohit »Ziemlich beste Freunde« fügt sich hier alles wie selbstverständlich. Im Vorbeitanzen werden aber auch soziale Probleme angespielt und auf den menschlichen Faktor herunter gebrochen. Frank Dubosc liefert mit »Rumba Therapie« nach der erfolgreichen Romantikkomödie »Liebe bringt alles ins Rollen« eine grundsolide zweite Regiearbeit, der Marie-Philomène Nga (»Zum Verwechseln ähnlich«) als schnoddrige Nachbarin und Knautschgesicht Jean-Pierre Darroussin (»Le Havre«) in den Nebenrollen Feuer verleihen.

»Die Rumba-Therapie«: ab 22.6., Passage-Kinos, Schauburg

 

 

Weitere Filmtermine der Woche

Treppenkino Open Air

Handverlesene Filmcollagen, liebevoll von Schaubühnen-Mitarbeitern und -mitarbeiterinnen zusammengestellt.

Schaubühne Lindenfels, 22./23., 29./30.6.  22:00
 

Evolution
HUN/D 2021, R: Kornél Mundruczó, D: Lili Monori, Annamária Láng, Goya Rego, 97 min

Der Spielfilm zeichnet drei Generationen einer Familie nach, von Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg bis zum heutigen Berlin. Gedreht zum Teil in Leipzig.

Cineplex, 27.06. 17:00 (Jüdische Woche), 19:30 (Jüdische Woche)


Two – Shtaim
ISR 2021, R: Astar Elkayam, D: Gil Desiano, Sobhi Hosari, Hadas Kalderon, 80 min

Der Spielfilm begleitet ein lesbisches Pärchen auf dem langen Weg zur Mutterschaft.

Cineplex, 26.06. 17:00 (Jüdische Woche, OmU), 19:30 (Jüdische Woche, OmU)


Abenteuer eines Mathematikers
GB/PL/D 2020, R: Thorsten Klein, D: Philippe Tlokinski, Esther Garrel, Sam Keeley, 102 min

Der jüdische Mathematiker Stan Ulam flüchtet Ende der 1930er Jahre gemeinsam mit seinem Bruder Adam vor den Nationalsozialisten aus Polen in die Vereinigten Staaten. Dort spielt er schließlich eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Wasserstoffbombe und des ersten Computers.

Cineplex, 28.06. 17:00 (Jüdische Woche), 19:30 (Jüdische Woche)

 

Vergiss Meyn nicht 
D 2023, Dok, R: Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl, Jens Mühlhoff

Im Jahr 2018 starb Steffen Meyn bei einem Sturz während der Proteste im Hambacher Forst. Die Filmemacher kombinieren die Aufnahmen, die er mit einer 360-Grad-Helmkamera gemacht hat, mit Interviews mit Umweltschützern und fragen, wie weit Aktivismus gehen sollte.

Schauburg, 23.06. 20:00 (Dok Days, Preview)
 

Herr Zwilling und Frau Zuckermann
D 1999, Dok, R: Volker Koepp, 132 min

Porträt zweier hochbetagter deutschstämmiger jüdischer Holocaustüberlebender im westukrainischen Czernowitz.

Kinobar Prager Frühling, 25.06. 17:30 (Jüdische Woche)


Die Wohnung

D/ISR 2011, Dok, R: Arnon Goldfinger, 97 min

Gerda Goldfinger lebte über 70 Jahre mit ihrem Ehemann in einer Wohnung in Tel Aviv, ohne jemals etwas wegzuschmeißen. Kurz nach dem Tod der vielfachen Großmutter kommt ihre Familie zusammen, um den Besitz aufzulösen.

Kinobar Prager Frühling, 27.06. 18:00 (Jüdische Woche)


1341 Bilder von Krieg und Liebe
ISR/GB/USA 2022, Dok, R: Ran Tal, 89 min

Dokumentation über den Fotografen Micha Bar-Am, die Auseinandersetzung mit seiner Arbeit und welchen Eindruck diese bei ihm hinterließ.

Kinobar Prager Frühling, 26.06. 19:30 (Jüdische Woche, mit Gästen und Gespräch)


Die jungen Kadyas
D 2021, Dok, R: Yvonna Andrä, Wolfgang Andrä, Eyal Davidovitch, 107 min

Ein Weimarer Mädchenchor tut sich mit arabischen und jüdischen Sängerinnen aus Tel-Aviv zusammen, um jiddische Lieder zu singen – gegen alle Widerstände.

Cinémathèque in der Nato, 27.06. 19:30 (Jüdische Woche, mit Gästen, OmU)
 

Brüssel-Transit
B 1982, R: Samy Szlingerbaum, D: Suzy Falk, Hélène Lapiower, Boris Lehman, 90 min

1947 verlässt ein junges Paar Polen und lässt sich vorübergehend in Brüssel nieder. Ein Provisorium, das ein Leben lang hält.

Cinémathèque in der Nato, 29.06. 19:30 (Jüdische Woche, OmeU)


The Man Without A World
USA 1991, R: Eleanor Antin, D: Pier Marton, Christine Berry, Anna Henriques, 98 min

Die Tochter eines Kaufmanns ist einem Fleischer versprochen, liebt jedoch einen Dichter. Moderne Adaption eines stummen Frühwerks des jüdischen Kinos.

Cinémathèque in der Nato, 30.06. 19:30 (Jüdische Woche, ohne Dialog)
 

Chronik einer Rückkehr – Lebenswege Deutscher Juden in der DDR
USA/D/CS 1993, Dok

Dokumentarfilm über zwei Generationen deutscher Juden in Ost-Berlin vor und nach der Wende.

Passage-Kinos, 28.06. 19:00 (Jüdische Woche)
 

Displaced
D 2019, Dok, R: Sharon Ryba‐Kahn, 90 min

Sharon gehört zur dritten Generation von Shoah-Überlebenden und hat eine problematische Beziehung zu Deutschland. Als sich nach sieben Jahren ihr Vater wieder bei ihr meldet, wird das für Sharon der Anstoß, um ihre Familie väterlicherseits zu erforschen.

Cineding, 29.06. 19:00 (Jüdische Woche)


8 Frauen
F 2002, R: François Ozon, D: Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, 111 min

Acht französische Diven, theatralisch und geistreich zugleich, in einer filmischen Hommage von François Ozon an den französischen Chanson der fünfziger Jahre.

Passage-Kinos, 25.06. 18:00 (François Ozon Retrospektive, Einführung von Filmwissenschaftler Marek Bringezu)
 

Swimming Pool 
F/GB 2003, R: François Ozon, D: Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier, Charles Dance, 102 min

Die erfolgreiche britische Krimiautorin Sarah Morton zieht sich in das Landhaus ihres Verlegers zurück, um Urlaub zu machen und Inspiration zu schöpfen. Als dessen 20-jährige Tochter auftaucht, fühlt sich Sarah durch deren ausschweifenden Lebensstil enorm gestört. Bis sie allmählich in dem hemmungslosen und doch recht rücksichtslosen Verhalten der jungen Frau die Quelle ihrer Inspiration findet. Remake des Klassikers von Jacques Deray.

Passage-Kinos, 29.06. 18:00 (Einführung von Martin Kiebeler, François Ozon Retrospektive)
 

Sword Art Online Progressive: Aria of a Starless Night
J 2021, R: Ayako Kōno, 97 min

Langfilm zur Mangaserie »Sword Art Online: Progressive« von Reki Kawahara.

Cineplex, 27.06. 18:00 (Anime-Night, OmU), 28.06. 20:00 (Anime-Night)
 

Moritzkino: Der Club der toten Dichter
USA 1989

Robbin Williams begeistert als inspirierender Lehrer seine Klasse.

Moritzbastei, 28.06. 20:00
 

Seitenspiel
GB 2022, R: Matt Carter, D: Alexander Lincoln, Christopher Sherwood, Pearse Egan, 134 min

Aus anfänglichem Misstrauen wird für zwei Fußballer körperliche Lust. Die persönlichen Loyalitäten werden strapaziert, als sie versuchen, die Affäre nicht nur vor ihren eigenen Partnern, sondern auch vor ihren Mannschaftskameraden zu verbergen.

Passage-Kinos, 28.06. 20:30 (QueerBLICK)
 

Thomas Schütte – Ich bin nicht allein
D 2023, Dok

Passage-Kinos, 25.06. 16:00 (Kunst trifft Film, Preview)


Foto: Filmstill aus »Bis ans Ende der Nacht«. Copyright: Grandfilm.


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