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Politik

Journalistisch mangelhaft

Mehrfach fielen MDR-Beiträge über Risiken und Nebenwirkungen der Covid-Impfung durch fehlende Transparenz auf

  Journalistisch mangelhaft | Mehrfach fielen MDR-Beiträge über Risiken und Nebenwirkungen der Covid-Impfung durch fehlende Transparenz auf  Foto: Chris Schneider

Bei der Medienberichterstattung können Fehler passieren, wie überall, wo Menschen arbeiten. Gerade bei gesellschaftlich sensiblen Themen sollte aber besondere Sorgfalt walten. Bedauerlich, dass schon mehrfach MDR-Berichte über mögliche Risiken und Schäden durch die Covid-Schutzimpfung journalistisch mangelhaft waren, Transparenz und Einordnung fehlten. Bereits vor einem Jahr berichtete der kreuzer darüber – siehe unten.

In der MDR-Verbrauchersendung »Umschau« vom 12. Dezember beschäftigte sich ein Beitrag mit dem Verdacht verunreinigter Impfdosen. Eine Magdeburger Medizinerin will in fünf Chargen eines Covid19-Impfstoffes »erhebliche Fremd-DNA« gefunden haben. Auf den Verdacht eines Hinweisgebers hin habe sie die entsprechenden Ampullen in ihrem Privatlabor untersucht. Dass der Hinweis vom einschlägig bekannten Antimpf-Aktivisten Jürgen Kirchner stammt, darüber unterrichtet der »Umschau«-Beitrag journalistisch sauber. Allerdings unterschlägt er alarmierende Informationen zur Person der Laborleiterin Brigitte König. Sie wird lediglich als »externe Professorin an der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg« vorgestellt. König, die auch Mitarbeiterin am Leipziger Universitätsklinikum ist, agiert aber seit Jahren in dubiosen quasi-medizinischen Kreisen. So tritt sie als sogenannte »Mitochondrien-Medizinerin« unter anderem im Umfeld von Dirk Wiechert auf. Dessen Thesen und Therapien sind – vorsichtig formuliert – nicht unumstritten. König trat außerdem auf einem »Impfausleitungskongress« auf und warnte bereits publizistisch vor den Proteinen in der Covid-Impfung.

Diese und weitere Hinweise auf mögliche Interessenskonflikte bei Brigitte König hinsichtlich der Beurteilung von Impfdosen übergeht der MDR-Beitrag. Nur als Medizinerin eingeführt, erscheint sie besonders dadurch als neutrale Akteurin, weil der Aktivist Kirchner als solcher ausgewiesen wird. Dass die Zuschauerinnen ein Recht haben zu erfahren, dass mit Kirchner eine Person einen Impfstoff bewertet, die im Vorfeld vor diesem gewarnt hat, ignorieren die »Umschau«-Journalistinnen und Journalisten. Das ist fahrlässig, schürt Ängste und schmälert das Vertrauen in den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dass das Thema Corona-Impfung beim MDR nicht das erste Mal journalistisch unsauber angegangen wird, zeigt nachstehender Text.

 

Mangelnde Einordnung (erschienen im kreuzer 12/2022)

Einem MDR-Beitrag über schwere Nebenwirkungen der Covid-Impfung fehlte Transparenz - der Sender zeigt sich einsichtig

»Impfkomplikationen: Mehr schwere Nebenwirkungen als gedacht?«, fragte die MDR-»Umschau« in einem Beitrag Ende April 2022. Demnach ist die Zahl schwerer Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung vierzigmal höher als bis dato angenommen. Die »Umschau« bezieht sich auf eine Studie des Mediziners Harald Matthes und berichtet, 0,8 Prozent aller Geimpften beklagten schwere Nebenwirkungen. In einem Interview, ebenfalls im MDR-Fernsehen ausgestrahlt, untermauerte Matthes seine Behauptung.

Nun sind Journalistinnen und Journalisten keine Experten in allen Themen, aber Skepsis gehört zu ihrem Beruf. Die Zeit und Über Medien meldeten sofort Bedenken am Autor und seiner Studie an. So hat Matthes die fremdfinanzierte Stiftungsprofessor für Integrative und Anthroposophische Medizin an der Berliner Charité inne. Er leitet zudem eine Klinik mit Schwerpunkt anthroposophischer Medizin und ist Präsident der Akademie für Homöopathie und Naturheilkunde. Als Charité-Professor hat er die damals unveröffentlichte Studie unternommen. Diese war als offene Online-Umfrage angelegt, also nicht wissenschaftlich, ließ methodisch keine Rückschlüsse möglicher Beschwerden auf die Impfung als Ursache zu und deckte sich nicht mit anderen, auch internationalen Studien. Das Paul-Ehrlich-Institut etwa beziffert die schweren Nebenwirkungen auf 0,02 Prozent. Die Charité distanzierte sich von der Studie.

Querdenker als Selbsthilfegruppe

Die damaligen Beiträge wurden in Querdenken-Kreise gefeiert und erhielten auch ein großes mediales Echo – Tenor: Über das wahre Ausmaß der Schäden werde nicht gesprochen. Ende Oktober konnten diese Kreise dann einen weiteren MDR-Bericht als Erfolg in eigener Sache verbuchen: Wieder ging es um Corona-Impfschäden. In der Sendung »Sachsen-Anhalt aktuell« wurde am 28. Oktober 2022 eine »Selbsthilfegruppe Impfschäden« in Stendal vorgestellt. Neutral war der Berichtston, doch enthielt der kurze Film eine Reihe von Fehlern und Merkwürdigkeiten. Auf diese wies der Twitter-Nutzer @Huii_Buhh zuerst hin, der kreuzer recherchierte den Hinweisen nach.

Die im Beitrag als Initiatorin der Selbsthilfegruppe vorgestellte Alkje Fontes ist Mitgründerin der Bundespartei Die Basis, hat die Parteistrukturen in Sachsen-Anhalt mit aufgebaut und ist im Frühjahr 2022 als Oberbürgermeisterkandidatin in Stendal angetreten. Es versteht sich von selbst, dass man transparent machen sollte, wenn man beim Thema Corona und Impfungen jemanden aus dem Querdenken-Umfeld als Gesprächspartner auswählt. Das legte der MDR nicht offen. Stutzig machte es das Team auch nicht, dass die Selbsthilfegruppe von einer Person gegründet wurde, die von Impfschäden gar nicht betroffen ist. Misstrauisch hätte es ebenfalls bei einem Mann werden können, der als Betroffener in der Selbsthilfegruppe auftrat. Sein Linkedin-Profil zeigt ein weißes »Z« auf dunklem Grund, womöglich eine prorussische Aussage und damit ein möglicher Hinweis auf Sympathie für das Querdenken-Umfeld.

»Diese Einordnung hat gefehlt«

Im Beitrag kommen auch zwei Ärzte zu Wort – zumindest hinsichtlich der beteiligten Ärztin mangelte es im MDR-Bericht ebenfalls an Transparenz. Stutzig wurden die Journalistinnen weder, dass die Augenärztin Susanne Leschik neben einer »ganzheitlichen Abklärung« von Augenerkrankungen auch Psychotherapie anbietet. Farbgebung und Sprache der Website haben einen esoterischen Touch, der auch auf impfkritische Kreise hinweisen könnte. Dass die Ärztin von vielen diffusen Fällen zu berichten wusste und zufällig am Drehtag auch anwesend war, ließ die MDR-Reporter nicht aufhorchen und zur genaueren Prüfung veranlassen. Spätestens dass Susanne Leschik dem sachsen-anhaltischen Landesverband von Die Basis vorsitzt, hätte offengelegt werden müssen – damit das Publikum das Gesagte einordnen kann.

Der kreuzer schickt der zuständigen MDR-Redaktion einige Fragen bezüglich der aufgezählten journalistischen Mängel mit der abschließenden Frage, ob der MDR Maßnahmen einleiten wird, um künftig mehr Transparenz herzustellen. Der Sender reagierte mit einer Sammelantwort und dem Hinweis auf eine nach der kreuzer-Anfrage vorgenommene Richtigstellung. »Die Redaktion hat sich mit dem von Ihnen angesprochenen Beitrag kritisch auseinandergesetzt und kommt zur Einschätzung, dass eine Einordnung gefehlt hat«, so die Antwort. In der Richtigstellung heißt es: »Das Regionalmagazin MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE hatte am 28.10.2022 im MDR Fernsehen über eine neu gegründete Selbsthilfegruppe in der Altmark für Personen, die unter gesundheitlichen Problemen nach einer Corona-Impfung leiden, berichtet. Hierzu wurde die Gründerin der Selbsthilfegruppe, Alkje Fontes, interviewt. Außerdem zu Wort kamen verschiedene Teilnehmende des wöchentlichen Treffens der Selbsthilfegruppe, darunter auch ein in Stendal praktizierender Chirurg und eine in Halberstadt praktizierende Augenärztin, Dr. Susanne Leschik. Hierzu stellt die Redaktion klar, dass die Gründerin der Selbsthilfegruppe, Alkje Fontes, stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstands und Gründungsmitglied der Partei ›Basisdemokratische Partei Deutschland‹ (›dieBasis‹) ist. Auch die im Beitrag befragte Augenärztin, Dr. Susanne Leschik, ist Mitglied sowie Vorsitzende des Landesverbands Sachsen-Anhalt derselben Partei. Diese Einordnung hat gefehlt.« TOBIAS PRÜWER


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5 Kommentar(e)

Bernd S 14.12.2023 | um 06:45 Uhr

Anstatt auf die Fakten einzugehen, kramt der kreuzer lieber bei den Akteuren nach "merkwürdigen" Stellen, welche ominös erscheinen. Das hat Methode- die ich sehr unangenehm empfinde. Ist die Mitgliedschaft in einer Partei, welche nicht "etabliert" ist, per se verwerflich? Darf ein Bericht im MDR das offizielle Narrativ von "Wir machen alles richtig-kein Zweifel am Regierungskurs-Aufarbeitung/Hinterfragung ist doch nicht nötig" infragestellen ? Der Kreuzer sollte sich hier vielleicht mal an die eigene Nase fassen !

Lena L. 14.12.2023 | um 17:01 Uhr

„Bei der Medienberichterstattung können Fehler passieren, wie überall, wo Menschen arbeiten. Gerade bei gesellschaftlich sensiblen Themen sollte aber besondere Sorgfalt walten.“ Wie recht Sie doch haben, Herr Prüwer! Und nun nehmen Sie bitte mal Ihre Hand, am besten beide, und fassen sich ganz fest an Ihre eigene Nase. Ist Ihnen bei Ihrem Artikel aufgefallen, dass Sie sich mit keiner Silbe um die Fakten scheren, wohl aber darum, die Laborleiterin zu diffamieren? Was sagen Sie dazu, dass es einen Grenzwert für DNA-Verunreinigungen gibt, den sich nicht Schwurbler ausgedacht haben, sondern die WHO? Wissen Sie überhaupt wozu Grenzwerte da sind? Dass man sie einhält! Ist Ihnen aufgefallen, dass der MDR berichtet hat, dass auch in den USA und in Kanada Verunreinigungen des Impfstoffes festgestellt wurden, darunter vom bekannten Gen- und Krebsforscher Backhaulpt, einem glühenden Verfechter der mRNA-Technologie, der Berichte über Verunreinigungen für Schwurbelei hielt, selbst prüfte und auch die Verunreinigungen fand? Kommt es Ihnen nicht komisch vor, dass das zuständige Paul-Ehrlich-Institut das Endprodukt selbst gar nicht auf Verunreinigungen prüft, sondern das dem Hersteller überlässt? Ist es nicht komisch, dass weder der Hersteller, noch das PEI noch das Bundesgesundheitsministerium mit eigenen Messungen bisher belegt haben, dass die Daten von 4 Laboren auf der Welt Schwurbelei sind? Und wissen Sie noch was? All diese vom MDR präsentierten Fakten lassen sich problemlos recherchieren, sofern man ein Journalist ist und kein verblendeter Ideologe! Vielleicht denken Sie noch mal über journalistische Kriterien wie Wahrheit und Sorgfalt nach, Herr Prüwer. Herzlichst Lena L.

Frank 17.12.2023 | um 21:24 Uhr

Warum findet der MDR kein Labor das die Werte der Professorin bestätigt oder widerlegt? Von Kreuzer kein Wort darüber.

Bernd 18.12.2023 | um 09:49 Uhr

Ziel erreicht, Herr Prüwer! Der Beitrag wurde aus der ARD Mediathek entfernt.

Paul-watch 18.12.2023 | um 19:31 Uhr

Diskussionen hierüber sollten per se nicht aufkommen können - wenn das PEI seine Arbeit macht. Dann wäre alle geprüft, nachvollziehbar, jeglicher Spekulation die Grundlage entzogen. Fehler bei der Arbeit des Paul-Ehrlich-Instituts können nicht vorkommen? Oder doch? Dass ausgerechnet vom MDR E. Wyler zitiert wird, der sich auf jenes Institut verlässt, von dem mittlerweile amtlich dokumentiert ist, dass es statt "Prüfung" auf Papier schaut, also dem Hersteller einen Freibrief erteilt hat, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Sachgerechte Berichterstattung hätte Fragen gestellt - an das PEI und an Herrn Wyler, ob er weiß, was das PEI nach eigenen Aussagen nicht macht. Wenn das PEI sich nachhaltig weigert, Prüfungen vorzunehmen - wie erklärt man das? Immerhin gibt es Veröffentlichungen des Herstellers zum Produktionsprozess - beim Aufreinigungsprozess könnten tatsächlich Reste von DNA übrig bleiben. Es wäre so einfach, hier Klarheit zu schaffen, und zwar mit Fakten und Daten - wenn es gewollt wäre!