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Kultur

Grenzgänger

Die Kinostarts der Woche

  Grenzgänger | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill

An 20 Spielorten im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien zeigt das Neiße Filmfestival rund 90 aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus den drei Nachbarländern und aus Osteuropa. Der Fokus des 21. Festivaljahrgangs liegt auf »Female Perspectives«. Daneben gibt es Ausstellungen, Konzerte und Lesungen. So laden Marion Brasch und Masha Qrella am 16.5. zu einem »Abend für Thomas Brasch« ins Theater Zittau, Barbara Morgenstern ist in der Kulturfabrik Mittelherwigsdorf zu Gast und das Centrum Panorama Varnsdorf lädt wieder zum 70mm-Festival, bei dem neben Klassikern wie »Stirb Langsam« und »Der Exorcist« in diesem Jahr auch ein 180-Grad-Kino als Jahrmarktsattraktion zu erleben ist. Eröffnet wird das Festival am 14.5. mit dem Berlinalebeitrag »Ellbogen« von Aslı Özarslan. LTU

»21. Neiße Filmfestival«: 14.–19.5., Großhennersdorf, Zittau, Zgorzelec, Varnsdorf, etc.


Film der Woche: Dog lebt im New York der Achtziger allein in einem Appartement. Nach der Arbeit isst er Fertigmahlzeiten für Singles und spielt gegen sich selbst Pong auf dem Fernseher. Ein Freund muss her und so bestellt sich Dog einen Roboterbausatz. Robot und Dog werden beste Freunde und verleben glückliche Tage zusammen. Doch dann trennt ein Schicksalsschlag die beiden. Während sich Dog auf die Suche nach seinem Freund macht, kämpft Robot ums überleben.

Die Geschichte ist einfach, der Zeichenstil knuffig, Dialoge gibt es keine – Und doch berührt »Robot Dreams« den Zuschauer und zerreisst ihm das Herz. Das liegt an der universellen Geschichte von Einsamkeit und Freundschaft, die Regisseur Pablo Berger (»Blancanieves«) hier erzählt. Er erweitert die Indie-Comic-Vorlage von Sara Varon durch eine lebendige, detailverliebte Welt. »Robot Dreams« gewann damit zwei Goyas und eine Oscar-Nominierung.

»Robot Dreams«: ab 9.5., Passsage-Kinos, Regina Palast


Wer schon einmal auf einem Peaches-Konzert war, weiß, dass das krasse Shows sind. Mit Titten-Kostümen, überdimensionalem Kondom und viel nackter Haut. Der Film »Teaches Of Peaches« zeigt die kanadische Künstlerin, die eigentlich Merrill Nisker heißt, nun bei den Vorbereitungen zur großen Jubiläumstour ihres Debütalbums »Teaches Of Peaches«, das vor 20 Jahren inklusive Superhit »Fuck The Pain Away« erschien. Im Proberaum, im Backstage und in der Maske werden sie und ihr Team begleitet, wie sie sich im wahrsten Sinne des Wortes mit Haut und Haar auf die exzentrische Sexzirkusshow einlassen. Dazwischen schneiden die beiden RegisseurInnen Judy Landkammer und Philipp Fussenegger Archivmaterial und Wortmeldungen von Lebensgefährten – unter anderem Leslie Feist, Garbage-Sängerin Shirley Manson und Chilly Gonzales, mit dem Peaches früher gemeinsam in der Band The Shit spielte, wovon der Film grandiose Live-Aufnahmen zeigt. Die Doku ist aber leider recht herkömmlich aufgemacht (vor allem wenn man das Verrücktheitslevel von Peaches als Maßstab nimmt) und hat einige Längen, obwohl sie viele Aspekte des feministischen Kampfes, den Peaches oft so kunstvoll führt, nicht groß thematisiert. Zwischendrin erfahren aber auch Peaches-Fans – und für die ist der Film wohl hauptsächlich gedacht – auch immer mal wieder das ein oder andere Unerwartete. Zum Beispiel wenn ihr Boyfriend verrät, was Peaches privat so sexy findet (Mac&Cheese und Naturwein). Am Ende macht der Film vor allem Lust, mal wieder auf ein Peaches-Konzert zu gehen. JULIANE STREICH

»Teaches Of Peaches«: ab 9.5., Passsage-Kinos, Kinobar Prager Frühling, UT Connewitz


Gregor Samsa heißt der Regisseur, um den es geht. Mit Kafkas Erzählung »Die Verwandlung« hat der Film nichts zu tun. Das Labyrinth, in dem sich Gregor bewegt, ist das Filmstudio. Wenn er seine Mitarbeiter*innen fertig drangsaliert hat, fantasiert er, neue Menschen zu züchten, während er mit einer Sexarbeiterin »schläft«. Als Mensch, der ohne Vorwissen im Kino gelandet ist und auf die Integrität der eigenen Psyche Wert legt, kann man nur das tun, wozu der Film im wahrsten Sinne des Wortes einlädt: Den Saal verlassen. Keine Sekunde länger mehr mit diesem Arschloch verbringen. Ja, das Sujet des Films ist die ewige Langeweile und der Lebensüberdruss und – kaum zu glauben – an einigen Stellen ist »Bad Director« tatsächlich witzig. Oliver Masuccis völlig überzeichnetes Sprechen ist so schlecht, dass es dann gut wäre, wenn er es durchziehen würde, so richtig übertreiben würde, aber diese inhärente Verklemmtheit, die im monotonen Gestammel, das von Wutanfällen durchbrochen wird, zum Ausdruck kommt, muss dann mit »Witzen«, die klar rassistisch und misogyn sind, ausgeglichen werden. Natürlich ist der Protagonist von »Bad Director« längst Realität und ebenso unerträglich wie diese schreckliche Nichtmal-Groteske. DANIEL EMMERLING

»Bad Director«: ab 9.5., Passsage-Kinos, Schauburg


Weitere Filmtermine der Woche

El Problema – Testimony of the Sahrawi People
E 2009, Dok, R: Pablo Vidal Santos, Jordi Ferrer Cortijo, 82 min

Preisgekrönter Dokumentarfilm über die hierzulande wenig bekannte Westsahara. Eine Willkürjustiz verhindert die Wiedervereinigung und damit die politische Lösung per Volksentscheid seit 20 Jahren.

Liebknecht-Haus, 10.05. 18:00 (mit anschließener Diskussion mit Mohammed Badati,Khadja Bedati,Mohamed Mayara und Limam Ba)


Black Block
D 2023, Dok, R: Fred Kowasch, 94 min

Der Dokumentarfilm nähert sich dem Phänomen und dem Mythos »Schwarzer Block« über eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten. Der Film berücksichtigt u. a. die Ereignisse des G-20-Gipfels in Hamburg, die Vorgänge am Hambacher Forst und das jüngste Gerichtsverfahren in Dresden sowie die Geschehnisse am sogenannten Tag X in Leipzig.

UT Connewitz, 17.05. 20:00
 

Das leere Grab 
D/TZ 2024, Dok, R: Cece Mlay, Agnes Lisa Wegner, 97 min

Während der deutschen Kolonialisierung Afrikas wurden in Tansania Zehntausende Schädel und Knochen geplündert und in Museumsdepots aufbewahrt. Der Dokumentarfilm folgt zwei tansanischen Familien in der Gegenwart, die auf der Suche nach ihren gestohlenen Vorfahren nach Deutschland kommen.

Passage-Kinos, 16.05. 18:30 (mit den Regisseurinnen)


Das Mädchen Wadjda
SA/D 2012, R: Haifaa Al Mansour, D: Reem Abdullah, Abdullrahman Al Gohani, Waad Mohammed, 93 min

In ihrem Spielfilmdebüt erzählt die saudi-arabische Regisseurin und Drehbuchautorin Haifaa Al Mansour die anrührende Geschichte einer Zehnjährigen, die mit Mut und Witz ihre eigenen Träume entgegen strengen Konventionen zu verwirklichen weiß. 

UT Connewitz, 12.05. 14:00 


Donnie Darko 
USA 2001, R: Richard Kelly, D: Jake Gyllenhaal, Jena Malone, Drew Barrymore, 113 min

Richard Kellys außergewöhnlicher Mystery-Thriller. Ein Lynch für die Gen Z und Jake Gyllenhaals Durchbruch als Schauspieler.

Passage-Kinos, 17.05. 20:30 (OmU, Passagen-Werke)


Dragon Inn
TW 1967, R: King Hu, D: Ying Bai, Chun Shih, Feng Hsu, 88 min

Der machthungrige Zhao lässt den Verteidigungsminister General Yu aus dem Weg räumen. Yus Frau und Kinder kommen in der Herberge zum Drachentor unter. Dort kommt es zum großen Kampf zwischen Zhao und seinen Soldaten und drei reisenden Schwertkämpfern, die die Gejagten beschützen sollen.

Cineding, 11.05. 21:15 (11, Reihe Zeitlos)


Erlauben Sie eine letzte Frage
D 2004, Dok, R: Hellmuth Henneberg, 45 min

Dokumentarfilm über die Fernsehinterviews von Günter Gaus.

Kinobar Prager Frühling, 16.05. 18:00 (mit dem Regisseur)


Hunde und Italiener verboten 
F/I 2022, R: Alain Ughetto, 70 min

Der tragikomische Stop-Motion-Film erzählt die Geschichte einer italienischen Familie, die ihr Glück im Ausland sucht.

Institut Français, 13.05. 19:00 (OmU)


»Kennen Sie Kafka?« 
D 2024, Dok, R: Pavel Šimák

Der Dokumentarfilm wirft anlässlich des 100. Todestags von Franz Kafka einen neuen Blick auf Werk und Mensch und nimmt den hartnäckigen Kafkakult um den angeblich lebensfremden, introvertierten und humorlosen Schriftsteller genauer unter die Lupe.

Haus des Buches, 16.05. 19:30 (mit Einführung von Reiner Stach)


Laster der Nacht – Stummfilmklassiker am Neustädter Markt 

Das Filmmobil des Stummfilmkinos von Tobias Rank macht auf dem Neustädter Markt Station.

Neustädter Markt, 14.05. 20:30


Nachwendekinder – Wie ostdeutsch sind wir noch?
D 2023, Dok, R: Eva Hofmann

Filmabend & Gespräch mit der Regisseurin Eva Hofmann mit dem Cinema Casino

Denkmalwerkstatt, 14.05. 18:00 (Eintritt frei)


Schwarze Katze, weißer Kater 
F/YUG/D 1997, R: Emir Kusturica, D: Branka Katic, Srdjan Todorovic, Ljubica Adzovic, 129 min

Mit dieser witzig-märchenhaften Romaballade kehrte der jugoslawische Regisseur Emir Kusturica zu seinen Wurzeln zurück.

Magdalenas Garten, 11.05. 20:00


Shorts Attack: Cannes Competition Shorts 2023

Die besten Kurzfilme aus dem Wettbewerb des letztjährigen Cannes-Filmfestivals.

Kinobar Prager Frühling, 17.05. 19:00


Sprich mit mir
D 2023, R: Janin Halisch, D: Alina Stiegler, Barbara Philipp, Peter Lohmeyer, 80 min

Um ihre Trennung zu verarbeiten, reist die 28-jährige Karo mit ihrer Mutter Michaela nach Rügen. Der als Ablenkung gedachte Urlaub wird zunehmend zu einer Reise ins Innere. Mehr zum Film im Junikreuzer.

Zeitgeschichtliches Forum, 13.05. 19:00 (Ein anderer Kino-Osten, Filmgespräch mit der Regisseurin)


Therapie für einen Vampir
AT/CH 2015, R: David Rühm, D: Tobias Moretti, Jeanette Hain, Karl Fischer

Ein mysteriöser Graf mit spitzen Zähnen sucht Rat und Hilfe beim Psychologen Sigmund Freud.

Stadtbibliothek, 17.05. 17:00


Transformers: 40th Anniversary Event
USA 1984, R: John Gibbs, 100 min

Geburtstagsspecial zur 1980er-TV-Animationsserie mit den allerersten vier Folgen und einigen Überraschungen.

Cineplex, 15.05. 19:30 (Transformers-Special)
Cinestar, 15.05. 19:30 (Transformers-Special)


Valeria Is Getting Married
ISR/UKR 2022, R: Michal Vinik, D: Dasha Tvoronovich, Lena Fraifeld, Yaakov Zada Daniel, 80 min

Eine Ukrainerin reist nach Israel, um dort eine arrangierte Ehe einzugehen.

Schaubühne Lindenfels, 11.05. 17:30 (Aktuelles Kino aus Israel, OmU)


Western 
D/BUL/A 2017, R: Valeska Grisebach, D: Syuleyman Alilov Letifov, Meinhard Neumann, Reinhardt Wetrek, 119 min

Ein Trupp deutscher Bauarbeiter auf Montage im bulgarischen Hinterland. Eine kluge Ergründung von Genrekonventionen und Kommunikationsstrukturen vor dem Hintergrund kultureller Unterschiede. Von Laien gespielt, aus der Wirklichkeit geschöpft, unmittelbar und wahr.

Ost-Passage-Theater, 15.05. 20:00


Year of the Horse 
USA 1997, Dok, R: Jim Jarmusch, 105 min

Jarmuschs Doku über Neil Young und seine Band Crazy Horse kommt dem Gestus der Musik sehr nah: geradlinig, ohne modischen Firlefanz. Ein Musikfilm im besten Sinne des Wortes.

Schaubühne Lindenfels, 13.05. 18:30 (OmU, The Independent Cinema of Jim Jarmusch)

 


 

 


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