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Anohni and The Johnsons

Anohni and The Johnsons

My Back Was A Bridge For You To Cross

My Back Was A Bridge For You To Cross

Auf ihrem neuen Album kehrt Anohni in gleich mehrfacher Hinsicht zurück ins Reich der Vergangenheit: Die Grundidee von »My Back Was A Bridge For You To Cross« erwuchs einer Begegnung mit der damaligen Bürgerrechtlerin Marsha P. Johnson auf der Pride-Parade 1992 in New York. Johnson war zum damaligen Zeitpunkt bereits eine Ikone der Queer-Bewegung. Wenige Tage später wurde sie tot im Hudson River geborgen. Bis heute ist Johnson für Anohni ein enorm wichtiger Bezugspunkt: Davon zeugt auch das neue Album, das ganz im Zeichen des Lebens und Wirkens der Trans-Aktivistin steht und für das Anohni gar das Anhängsel »and The Johnsons« reaktiviert hat, das sie vor über zehn Jahren (damals noch als Antony) ad acta gelegt hatte. Aus diesem Rückbezug auf die Vergangenheit erwächst ein Sound, der eine gänzlich neue Galaxie im Anohni-Kosmos aufschlägt: Denn nach den atonalen, apokalyptisch anmutenden Experimenten auf »Hopelessness« aus dem Jahr 2016 orientiert sich die Künstlerin dieses Mal am warmen Motown-Sound der frühen siebziger Jahre – ein neben der überzeugenden musikalischen Darbietung auch ideengeschichtlich schlauer Schachzug, da der Queer-Aktivismus der späten Sechziger in den US-Metropolen stets eng verquickt war mit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, die wiederum assoziiert war mit dem Soul und Funk jener Zeit. Doch retro oder antiquiert klingt auf dem neuen Longplayer dennoch nichts: Stattdessen weisen Songs wie der Opener »It Must Change«, »Can’t« oder »It’s My Fault« aller Schwermut und Melancholie zum Trotz letztlich hoffnungsvoll in die Zukunft. Luca Glenzer


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