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Leipziger Synagogalchor/Philipp Goldmann

Leipziger Synagogalchor/Philipp Goldmann

Samuel Lampel: Abendgebet für Schabbat, Leipzig 1928

Samuel Lampel: Abendgebet für Schabbat, Leipzig 1928

Samuel Lampel war ab 1914 Kantor an der Großen Gemeindesynagoge in der Gottschedstraße (wo heute 140 unbesetzte Bronzestühle an die durch die Pogromnacht gerissene Lücke im Stadtbild erinnern), er gestaltete Führungen, Vorträge und Konzerte in der Synagoge sowie Rundfunkbeiträge mit Synagogalmusik. Im Juli 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau deportiert und vermutlich in Auschwitz umgebracht. Nur 24 von einst 13.000 Mitgliedern der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig überlebten den Holocaust. Seine Sammlung von 57 Musiken zur Schabbat- und Festtagsliturgie für Kantor, gemischten Chor und Orgel erschien 1928 unter dem Titel »Kol Sch’muel«, die Stimme Samuels. Der Leipziger Synagogalchor unter Leitung von Philipp Goldmann hat nun eine Auswahl daraus mit Originalkompositionen und Bearbeitungen traditioneller Melodien eingespielt. Den Part des Kantors gestaltet Cantor Assaf Levit überaus lebendig, Orgel spielt Ivo Mrvelj. Die auch klanglich erstklassige Aufnahme entstand in der Leipziger Thomaskirche und gibt Einblick in die traditionelle Praxis der Wechselgesänge zwischen Kantor und Chor. Die einst für die Schabbat-Liturgie komponierten Werke gehen von traditionellen Melodien aus und feiern die Zuversicht über die einstige Wiederkehr des Messias. Lampel kombiniert die traditionelle Weise, den Nussach, mit komplexeren und romantischeren Melodien und Harmonien. Der homogene und strahlende Chorklang und seine hervorragende Intonation anspruchsvoller Harmonieverläufe ergeben ein rundes Bild und erinnern auf ganz besondere Weise an das frühere Musikleben des jüdischen Leipzigs. Anja Kleinmichel


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