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Pose Dia

Pose Dia

Simulate Yourself

Simulate Yourself

Sneakers liegen in einer Holzkiste vergraben in der Einöde. Sie werden ausgebuddelt, später für fast zwei Millionen verkauft. So erzählt es Pose Dia in ihrer multimedialen Konzertperformance »Empire of the Statue«, die letztes Jahr auf Kampnagel zu sehen war und die Grundlage für ihr neues Album »Simulate Yourself« lieferte. Fragte die Hamburger Künstlerin da noch, wie Pop und Trends konserviert werden, verknüpft sie auf ihrer zweiten Platte nach dem Debüt »Front View« Soziologie, Medientheorie und Post-Strukturalismus. Klingt kompliziert? Ist es auch – aber macht nichts, denn es klingt auch supercool. Helena Ratka vereint in ihrem Alter Ego Pose Dia viele Strömungen ihres bisherigen Schaffens: Mit Sophia Kennedy ist sie das Duo Shari Vari, als Ratkat legte sie als Resident-DJ im Golden Pudel Club auf, zudem komponierte sie Soundtracks und Theatermusik. All das hört man auch auf »Simulate Yourself«: die Ekstase und Dramatik des Nachtlebens, die Freude an der Kunst und einer rätselhaften Story, die Beobachtungsgabe für den Wahnsinn der Welt, den sie dann scharfsinnig abstrahiert. Ratka singt kaum auf den neun Tracks, sie spricht zu uns. Spoken Words, die assoziativ aneinandergereiht werden. Die vom Feuer erzählen, das man fängt. Von der Asche des Phönix, von Mandelmilch und Widerstand. Eine obskure Mischung aus Sehnsucht und Manie, die unter die Haut geht, während die Worte gar keine große Rolle spielen. Vielmehr knallt die Musik rein. Kühl und minimal, mal eher Pop, mal eher Techno, viel Cold-Wave-Synthies. Electrosounds aus einer anderen Welt. Einer Welt, die künstlich ist, seltsam, anders irgendwie. Aber doch unserer ähnelt, der sogenannten Real World, in der Algorithmen bestimmen, was wir sehen, Hypes gefeiert werden, Menschen für Sneakers tatsächlich ein Vermögen ausgeben. Juliane Streich


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