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Reality

Reality

USA 2023, R: Tina Satter, D: Sydney Sweeney, Josh Hamilton, John Way, 83 min

Whistleblower wie Edward Snowden bieten viel Material für innere Konflikte, Bedrohungsszenarien und Verhörduelle. Der reale Fall von Reality Winner (echter Name!) machte 2017 weniger Schlagzeilen, hat es aber auch in sich: Die NSA-Mitarbeiterin findet Dokumente, die beweisen, dass der russische Geheimdienst durch Hacker-Attacken die US-Präsidentenwahl 2016 beeinflusst hat. Die größte Schwäche des Films ist zugleich auch seine größte Stärke – denn fast das gesamte Geschehen der 83 Minuten erstreckt sich allein am und im Haus in Gesprächen zwischen der Frau und zwei FBI-Beamten, die ihr auf der Spur sind. Einerseits ist das als einzelner Handlungsstrang viel zu dünn, um dramatische Serpentinen und größere Überraschungspakete zuzulassen. Andererseits schafft es Regisseurin Tina Satter (auch echter Name) in ihrem Filmdebüt, aus dem begrenzten Raum und Inhalt doch ein kurzweiliges Kammerspiel zu formen. Weil die entscheidenden Infofetzen so langsam ins Skript kriechen wie die symbolische Schnecke, die später auftaucht. Die Frau scheint manchmal so, als könne sie kein Wässerchen trüben – und verweist im nächsten Moment etwa auf ihr respektables Waffenarsenal im Haus. Schauspielerin Sydney Sweeney wechselt glaubhaft und detailliert vom Unschuldslamm zur Unantastbaren über die gewiefte Unterhändlerin zur einknickenden Unruhestifterin. Garniert wird das Ganze durch Bilder der Original-Verhörprotokolle des FBI und von Winners Social-Media-Account sowie einen düster vor sich hin wabernden Musiknebel. MARKUS GÄRTNER


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