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Slowdive

Slowdive

Everything is alive

Everything is alive

Alles lebt – Everything is alive. Ist das nun eine Bestätigung, ein Aufatmen, ein Mantra oder ein Hoffnungsschimmer? Der Titel ist eher ein roter Faden, der sich durch das fünfte Studioalbum von Slowdive zieht. Das britische Shoegaze-Quintett erörtert Existenzielles: Neuanfänge und Vergangenes, Beziehungen und Isoliert-Sein. Ganz schön vage? Ja, vielleicht auch ein bisschen orientierungslos. Wenn man aber weiß, dass das Album der verstorbenen Mutter von Rachel Goswell und dem ebenfalls verstorbenen Vater von Schlagzeuger Simon Scott gewidmet ist, dann ergibt dieses Gefühl Sinn. Und die sphärischen, ineinander verwobenen und schwebenden Synthie-Schichten könnten nicht passender sein. Sie geben dem Verloren-Sein, das man nach einem solchen Verlust verspüren mag, einen Klang. Dieser Klang ist reduzierter als bisher, aber auch konzentrierter und suchender. Die Synthesizer wabern ruhiger und dominanter. Vielmehr als den Gesang braucht es dazu nicht. Vielleicht ist das Teil der Katharsis: nach den Verlusten, aber auch nach dem Neuanfang. Sechs Jahre ist es her, dass Slowdive sich 2017 mit dem selbst betitelten Album zurückgemeldet haben. »Pygmalion«, das vorherige Album (1995), ist aber unendlich viel länger her. Und so wirken die acht Songs auf »Everything is alive« wie eine Läuterung, die Häutung einer Band, die in den Neunzigern voller Übermut und Drang innerhalb weniger Wochen ihr Debüt geschrieben und aufgenommen hat. Dieselbe Band ist nun gesetzter, erfahrener und dankbar wie jemand, der nach einer Geschichte mit einigen Höhen und Tiefen und Verlusten lebend davongekommen ist. Kerstin Petermann


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