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Stadtleben

Editorial 04/2014

Das neue Heft ist da!

  Editorial 04/2014 | Das neue Heft ist da!

An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der April-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe berichtet, was es im neuen Heft zu lesen gibt.

Eine »überhebliche Anmaßung« sei die Arbeit der Journalistin Jennifer Stange, da sie die »pauschale Abwertung von Auffassungen, die sich auf die Bibel berufen« darstellen würde. Diese scharfe Kritik kam nicht von irgendwem, sondern von Jochen Bohl, dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Stange recherchierte mehr als zwei Jahre lang zu streng konservativen, evangelischen Christen in Sachsen, ihre Ergebnisse fasste sie unter anderem in der Studie »Evangelikale in Sachsen« für die den Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung zusammen. Die Autorin fand in dem Landstrich vom Erzgebirge bis ins Vogtland eine Region, die sie den sächsischen Bibelgürtel nennt. Dort lebt eine streng gläubige Bevölkerungsmehrheit und bietet ein Umfeld, in dem sich fundamentalistische Vertreter der christlichen Religion tummeln. Unter anderem am Beispiel des forsch missionierenden »Evangelisationsteams« zeigt Stange, wie die Glaubensbrüder und -schwestern in die Gesellschaft strahlen.

Stanges Recherchen riefen nicht nur den Landesbischof auf den Plan, sondern auch breite Kritik unter anderen Gläubigen hervor. So schrieb ein Kommentator auf der Website der Böll-Stiftung, Stange würde »Christenverfolgung unter dem Deckmantel, die Demokratie verteidigen zu müssen« betreiben. Das sei »der Marsch in den öko-humanistischen Totalitarismus«. Aber es gab auch Zustimmung: »Für jemanden, der mit offenen Augen durch die Sächsische Landeskirche geht, ist dieser Bericht nichts Neues«, schrieb ein Diskutant, ein anderer bedauerte, »liberales, oder sagen wir besser pluralistisches Christentum, hat leider keine Chance, wo nur eine Meinung und eine bestimmte Frömmigkeit als richtig angesehen wird«.

Zweifellos ist der Osten Deutschlands eine der am stärksten säkularisierten Gegenden der Welt. Es mag erstaunen, dass man ausgerechnet in dieser angeblich so gottlosen Region Flecken findet, in denen der Wortlaut der Bibel Gesetz ist, Homosexualität Sünde – und wo in der Gefolgschaft des Befehls Jesu, »alle Menschen zu Christen zu machen« (Zitat Evangelisationsteam), nicht davor zurückgeschreckt wird, den Menschen auch mit ewiger Verdammnis in der Hölle zu drohen.

Stanges Bericht aus dem frommen Süden des Bundeslandes birgt auch einen Hinweis auf das Phänomen der übermächtigen CDU im sächsischen Landtag, denn nicht nur gibt es Verbindungen der Bibeltreuen direkt in die Partei, auch hat sie dort eine sichere Basis ihrer Macht.

Der geht ab wie eine Rakete – das dachte kreuzer-Autor Clemens Haug, als er zum ersten Mal in einem modernen Elektroauto fuhr. Doch nicht nur das legendär hohe Drehmoment von Elektromotoren faszinierte ihn an der Technologie, die langsam, aber sicher den Individualverkehr revolutionieren wird. Ein gegenüber dem Verbrennungsmotor deutlich besserer Wirkungsgrad verspricht höhere Energieeffizienz, der auf Null reduzierte Schadstoffausstoß – zumindest am Auto selbst – eine merkliche Verbesserung der Luftqualität, kaum hörbare Motorengeräusche eine geringere Lärmbelastung. Eigentlich also eine tolle Sache, das mit der Elektromobilität.

Die Probleme beginnen mit der Frage, ob man sich als Fußgänger oder Fahrradfahrer noch sicher im Stadtverkehr bewegen kann, wenn überall die flüsterleisen E-Mobile um die Ecken sausen. Und mit jener, wo man sein Stromauto denn aufladen kann, wenn der Akku leer ist. Auch wenn es, wie Haug analysiert, noch »im Schneckentempo« vorangeht, es ändert sich etwas auf den Straßen der Stadt, die bisher noch von mehr als 200.000 Ölverbrennern heimgesucht wird.

Und zu guter Letzt: Anfang Februar erreichte uns die frohe Botschaft, dass der Mediendienst meedia – immerhin der größte seiner Art – das Cover der Märzausgabe des kreuzer mit der sinnigen Titelzeile »Dumm Didel Dumm« unter die besten Cover der Woche wählte.

Einen scherzhaften April wünscht

ANDREAS RAABE


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