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Kultur

Und täglich bockt der Liebesschwur

»ILD!« verwandelt einen Kiosk am Ende der Welt zur Amorfalle

  Und täglich bockt der Liebesschwur | »ILD!« verwandelt einen Kiosk am Ende der Welt zur Amorfalle

Wo in Rom kann ein Mann eine Frau kennenlernen und wie gewinnt er ihre Liebe? Das war die anleitende Frage, die Dichter Ovid zum Verfassen seines halbironischen Lehrgedichts »Ars amandi« veranlasste. Für Frauen schob er einen Ratgeberreim hinterher. Darum geht es auch in »ILD!«, das nicht in der ewigen Stadt spielt, sondern an einem U-Bahn-Büdchen in einem namenlosen Ort. Hier, im Kiosk am Ende der Welt, treffen drei Figuren zusammen und auf Geschichten von der Liebe.

»Wir gestalten eine Collage mit Liebestexten aus möglichst vielen Zeitaltern«, sagt Cynthia Friedrichs über »ILD!«. Es ist die erste eigenständige Regiearbeit der Dramaturgin und Regieassistentin, die seit der Spielzeit 2011/12 am Theater der Jungen Welt tätig ist. Ein Dramaturgiestudium hatte die gebürtige Göttingerin nach Leipzig geführt, wo sie am Centraltheater unter anderem die Spielleitung fürs Weiße Haus innehatte. Nun führt Friedrichs »quer durch die Genres« zum Thema Liebe. Warum sie gerade dieses beackert? »Das ist mein Steckenpferd. Ich habe mich schon lange mit der Dramaturgie der Liebe beschäftigt.« Das passe auch gut, da der Abend für Jugendliche ab 14 Jahren ist: »In dem Alter findet man Gedichte doch total bescheuert«, so Friedrichs, »verspürt aber gleichzeitig die erste Verliebtheit. So kann ich den jungen Zuschauern alte Texte auf sinnliche Art verständlich machen.«

Wie in Neil Gaimans Gasthaus am Ende der Welt bildet die Rahmenhandlung das Korsett für zahlreiche Lovestorys. »Die zufällige Kioskbegegnung wird zu zwölf Versuchen, wie die Beziehung zueinander ausgehen kann«, sagt Friedrichs. Das sei ein wiederkehrender Effekt à la »Und täglich grüßt das Murmeltier«. Musik – ein Schauspieler lernt extra das Ukulelespiel – umgarnt live die Szenencollage, die natürlich auch Popsonglyrik enthält. Ach ja: Vor 2.000 Jahren schon gab Ovid den Hinweis, dass man im Theater gut jemanden kennenlernen kann.


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