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Ausflug & Reise

Ein Tag in Wittenberge

Hochseilgarten und Schnuppertauchen zwischen alter Industrie

  Ein Tag in Wittenberge | Hochseilgarten und Schnuppertauchen zwischen alter Industrie  Foto: Adobe Stock

Wittenberge wurde nach der Eroberung der Gebiete östlich der Elbe gegründet. Das ist etwa siebenhundert Jahre her, eine Rolle spielte dabei eine Familie, die auf den sympathischen Nachnamen Gans hörte. Die Lage der brandenburgischen Stadt ist ziemlich zentral, jedenfalls aus einer bestimmten Perspektive: in der Mitte zwischen Berlin und Hamburg sowie zwischen Rostock und Magdeburg; Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen sind nicht weit. Deshalb war die Stadt – heute die bevölkerungsreichste in der Prignitz – recht früh Teil des Eisenbahnnetzes. Auch heute hält hier ein ICE, von Leipzig aus dauert die Anreise knapp drei Stunden. Der Lage verdankte Wittenberge seine industrielle Blüte: Schon bevor 1835 der Elbhafen fertig war, produzierte eine Ölmühle am Elbufer Rohöl. Weitere Fabriken entstanden, unter anderem für Seife und Zellwolle, technologisch wurde Wittenberge ein wichtiger Standort für Singer-Nähmaschinen und mit dem Eisenbahnausbesserungswerk. Mit der Wende war das fast alles vorbei: Nähmaschinenwerk, Zellwollewerk und Ölmühle schlossen, nur das Eisenbahnausbesserungswerk arbeitete weiter. Viele Einwohnerinnen und Einwohner zogen weg, der Verlust lag bei über vierzig Prozent. Die Stimmung hat sich längst gebessert. Die derzeitigen Betriebe prägen die Stadtsilhouette jedoch nicht mit mächtigen Backsteinensembles.

Vom Bahnhof geht es über die Altstadt zum Elbufer mit Hafen, vorbei an Parkanlagen, dem Marktplatz, dem Rathaus sowie dem Kultur- und Festspielhaus. An den Elbpromenaden steht der rote Gebäudekomplex der Ölmühle – das renovierte Gelände dient verschiedenen Freizeiteinrichtungen. Die Gebäude vor allem im Jahnschulviertel entstammen der Gründerzeit, dort steht auch das historistische Rathaus. Viel Jugendstil ist im Heisterbusch-Viertel zu sehen, die Fassaden sind vielgestaltig. Am berühmtesten ist das Haus der vier Jahreszeiten, dessen Fassade eben jene darstellt und dabei die floralen und geometrischen Elemente verwendet, die für den Jugendstil typisch sind. Der Singer-Uhrenturm im Veritas-Park, einst Wasserturm für das Nähmaschinenwerk, trägt die größte Turmuhr Europas. An der Elbe lassen sich Kanus ausleihen – auch für das Befahren der Nebenflüsse Stepenitz und Löcknitz –, möglich sind auch geführte Touren. Das Unesco-Biosphärenreservat Elbtalaue liegt sozusagen vor der Haustür, und natürlich geht der Elberadweg an Wittenberge vorbei.

Das älteste Wohnhaus der Stadt wird Alte Burg genannt, seinen Bau gab die Familie Gans in Auftrag. Dort schlägt das Stadtmuseum in einer abwechslungsreichen Ausstellung den Bogen von der Zeit als Ackerbürgerstadt über die Industrialisierung bis zum heutigen Tourismus. Ein Fokus liegt auf den Nähmaschinen. Der historische Lokschuppen beherbergt ein groß dimensioniertes Eisenbahnmuseum, regelmäßig gibt es dort Führungen. Der Tauchturm auf dem Gelände der Ölmühle hat ganzjährig eine gleichbleibende Temperatur von 29 Grad Celsius, fast täglich ist dort Schnuppertauchen möglich.

Der Indoorkletterturm bei der Ölmühle versteht sich als Hochseilklettergarten zwischen alter Industrie und hat Angebote für verschiedene Altersgruppen. Das Steintor mit Torwächterhaus neben der Alten Burg ist das älteste Gebäude der Stadt. Eine Zeit lang diente es als Gefängnis, heute befindet sich dort ein Teil der Dauerausstellung des Stadtmuseums. Mit Mitmachelementen geht es um das Stadtgefängnis, geheime Nachrichten unter Ganoven oder die geschickte Verwendung eines Dietrichs. Auf der Elbe fahren Schiffe.

Auf dem Areal der einstigen Ölmühle ist ein Gelände für Veranstaltungen entstanden. Die Elblandbühne, der Nedwighafen und das schon erwähnte innenstädtische Kultur- und Festspielhaus bieten Ausstellungen, Konzerte, Theater und Feste. Zwischen Innenstadt und Elbe gibt es einige Restaurants. Das Brauhaus Alte Ölmühle produziert Herz-Bräu, benannt nach dem Fabrikgründer – und kocht auch schon mal damit.


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