Bereits im Oktober erschienen und im Berliner Club Berghain uraufgeführt, haben sich hier wie aus dem Nichts Carl Craig und Moritz von Oswald zusammengefunden, was allen Unkenrufen zum Trotz die vermeintliche Unvereinbarkeit von Techno und Klassik über den Haufen wirft. Der dritte Teil der »ReComposed«-Reihe schafft es tatsächlich, beide Genres zu durchdringen. Als Ausgangsmaterial haben sich die beiden an drei Evergreens der Klassik gewagt: »Bolero« und »Rapsodie espagnole« von Maurice Ravel sowie »Bilder einer Ausstellung« von Modest Mussorgsky. Dies hätte leicht in den Kitsch abgleiten können, ist es aber nicht. Carl Craig und Moritz von Oswald haben die Original-Aufnahmen der Berliner Philharmoniker unter Leitung von Herbert von Karajan in ihrer Klangweite auf wenige repetitive Elemente reduziert und sehr behutsam ihre eigene Komposition integriert. Die 64 Minuten haben einige wirklich magische Momente, beispielsweise der Übergang von »Movement II« zu »Movement III«, bei dem sich die Symbiose beider Stile langsam zuspitzt: Die perkussiven Beats vermengen sich hypnotisch mit Originalzitaten und elektronischen Klängen, bis sie in »Movement IV« in einen deepen Techno-Track münden. »Movement V« und »Movement VI« greifen hingegen größere Sequenzen der Originale auf und lassen die Grenzen noch stärker verschwimmen. Kaum zu fassen eigentlich. JENS WOLLWEBER