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Rezensionen

Tage mit Naadirah

Tage mit Naadirah

D 2023, R: Josephine Frydetzki, D: Christoph Humnig, Kenda Hmeidan, Katharina Bach, 93 min

Daniel sieht sich selbst als Philosophen. Weil er aber massive Probleme damit hat, sich von den Erwartungen anderer Leute abzugrenzen, ist er aktuell vorrangig Chauffeur im Unternehmen seines Schwiegervaters, das Medizintouristen betreut. Als ein wohlhabender Gast aus Katar samt Entourage für kardiologische Untersuchungen anreist, verguckt Daniel sich in dessen Tochter Naadirah. Eine höchst erwartbare Manic Pixie Dream Girl-Storyline beginnt. Während Daniel meist selbstmitleidig und konfliktscheu durch die Kulisse schlurft, ist Naadirah darum bemüht, das Leben auszukosten. Ja, auf die klischeebelastete Art – freche Sprüche, Perücken, zwischenmenschliche Distanzlosigkeit, spontane Teilnahme an einer flashmobartigen Choreografie, plötzliches Verschwinden und auf einem Rave im Wald wieder auftauchen und, natürlich, bekleidet durch einen innerstädtischen Brunnen hüpfen. Weil sie damit ihrer MPDG Pflicht – »jungen, grüblerisch-gefühlvollen Männern beizubringen, das Leben und dessen unendliche Mysterien und Abenteuer zu umarmen« so vollumfänglich gerecht wird, will Daniel schließlich mit ihr durchbrennen. Den erdrückenden Alltag samt Frau und Ziehsohn einfach hinter sich lassen. Wohlgemerkt nachdem er gegenüber Naadirah betonte, ein Kind zu haben sei wunderschön. Der teilweise in Leipzig gedrehte Film liefert den unsympathischsten Protagonisten des Jahres, leider aber auf Kosten des eigenen Potenzials. Laura Gerlach

The Dead Don’t Hurt

The Dead Don’t Hurt

MEX/CAN/DK 2024, R: Viggo Mortensen, D: Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Solly McLeod, 129 min

Gleich in den ersten Filmminuten beerdigt Holger Olsen seine Frau Vivienne Le Coudy und doch wird sie die Hauptrolle spielen. Nicht nur in seinem Leben, das der Film von nun an in Rückblenden erzählt, auch in Viggo Mortensens zweiter Regiearbeit nach dem beeindruckenden Demenz-Drama »Falling«. Mortensen erzählt seinen Western konsequent aus weiblicher Perspektive. Vivienne ist eine selbstbewusste, manchmal sturköpfige Frau. Die Tochter französischer Einwanderer wuchs mit den Geschichten ihrer Mutter über Jeanne d’Arc auf. Der Vater zog irgendwann los, um einen sinnlosen Krieg zu führen. In San Francisco lernte sie einen reichen Kunsthändler kennen. Ihre Unabhängigkeit ist ihr jedoch zu wichtig, um sich dauerhaft zu binden. So lässt sie sich zunächst nur flüchtig mit dem Einzelgänger Olsen ein. Aus der Affäre entwickelt sich eine Liebe, die auf die Probe gestellt wird, als Holger sie verlässt, um sich dem Bürgerkrieg anzuschließen, und Vivienne zurückbleibt. Eine ständige Gefahr geht dabei vom Sohn des Großgrundbesitzers Alfred Jeffries aus, der es auf Vivienne abgesehen hat. Solly McLeod spielt ihn eindrucksvoll als unberechenbaren Irren. Der Film aber gehört Vicky Krieps, die erneut beweist, warum sie zu den derzeit besten europäischen Schauspielerinnen zählt. Mortensen, der neben der Rolle des Olsen auch das Drehbuch und die Musik übernahm, überlässt ihr die Leinwand und die Führung durch eine etwas träge erzählte und nicht immer überzeugende Handlung. Lars Tunçay

Tatami

Tatami

GE/USA 2023, R: Zar Amir-Ebrahimi, Guy Nattiv, D: Jaime Ray Newman, Zar Amir-Ebrahimi, Arienne Mandi, 105 min

Die Teilnahme Irans an sportlichen Wettkämpfen ist stets eine ambivalente Angelegenheit. Einerseits liebt das Regime nichts mehr als der Welt seine Größe zu beweisen. Andererseits ist es ein schwer zu kalkulierendes Risiko, die Sportlerinnen und Sportler in die Welt zu schicken. Leila denkt gar nicht daran zu verlieren. Die Judokämpferin ist auf dem besten Weg, bei den Weltmeisterschaften in Georgien die erste Goldmedaille für den Iran zu erringen. Doch auch ihre Kontrahentin des Rivalen Israel schlägt sich gut und die Gefahr, dass sich beide im Ring gegenüberstehen, rückt immer näher. Deshalb gerät Leila von den Agenten ihres Landes und auch ihrer Trainerin Maryam zunehmend unter Druck. Sie soll mit einer vorgetäuschten Verletzung aufgeben. Doch die junge Frau weigert sich und bringt damit sich und ihre Familie in Gefahr. Geschickt nutzt der auf realen Ereignissen basierende politische Thriller den Kampfsport, um Spannung zu erzeugen. Runde um Runde wird die Situation für Leila beklemmender. Arienne Mandi verkörpert das kraftvoll und absolut überzeugend. Hinter der Kamera ist »Tatami« eine kleine Revolution: Erstmals saßen eine Iranerin, die Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi (»Holy Spider«), und der israelische Regisseur Guy Nattiv (»Golda«) gemeinsam auf dem Regiestuhl. In ausdrucksstarken Schwarz-weiß-Bildern inszenierten sie einen bedrückenden, hochaktuellen Film, der schmerzhaft die Ohnmacht zeigt, die mit dem Widerstand gegen die Staatsmacht im Iran einhergeht. Lars Tunçay

Sonnenplätze

Sonnenplätze

D 2023, R: Aaron Arens, D: Julia Windischbauer, Juliane Köhler, Niels Bormann, 92 min

Sam müsste sich eigentlich freuen, weil sie nach Jahren endlich ihren Debütroman vollendet hat. Aber im Verlag zeigt keiner mehr Interesse, auch privat läuft es für die 27-Jährige gerade nicht so toll. Sie fasst den Entschluss, gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Fritzi, der ebenfalls an einem Wendepunkt in seinem Leben steht, zum Ferienhaus der Eltern nach Lanzarote zu fliegen. Doch dort hat sich bereits ihr Vater Jo einquartiert, ein erfolgreicher Schriftsteller. Es dauert nicht lange, bis auch noch die Mutter der Kinder mit ihrem neuen Liebhaber im Feriendomizil aufkreuzt. Aaron Arens hat sein Langfilmdebüt »Sonnenplätze« in einer Intellektuellenfamilie angesiedelt, die herrlich dysfunktional ist. Der Fokus der Geschichte liegt auf der Debütautorin, der mit ihrem Erstlingswerk offensichtlich ein großer Wurf geglückt ist, den aber niemand so recht zur Kenntnis nehmen will. Im Laufe des überwiegend auf der sonnendurchfluteten Kanareninsel spielenden Films kommt es zu immer chaotischeren Entwicklungen und Story-Twists, die durchweg von messerscharfen Dialogen flankiert werden. Der überschaubare Cast ist exzellent zusammengestellt und mit Juliane Köhler als Mutter auch sehr prominent besetzt. »Sonnenplätze« wird aber dominiert von Julia Windischbauers einnehmender Darstellung. Die junge Nachwuchsschauspielerin hat eine enorme Leinwandpräsenz und macht neugierig auf weitere Arbeiten. Frank Brenner

Longlegs

Longlegs

USA 2024, R: Oz Perkins, D: Maika Monroe, Nicolas Cage, Blair Underwood, 101 min

Im verschneiten Oregon rollt 1974 ein Auto auf ein Einfamilienhaus zu. Drinnen wird ein Mädchen darauf aufmerksam, geht in den Garten und trifft auf einen Unbekannten, den wir nur von der Nase abwärts sehen. Dann endet die im 1.37:1-Format gefilmte Szene abrupt – und alles in ihr verursacht ein flaues Gefühl im Magen. Ein Gefühl, das in den folgenden 95 Minuten nicht mehr verschwinden wird, während der Plot von »Longlegs« sich aus bekannten Genreversatzstücken zusammenkonstruiert. Viel mehr sollte man vorab nicht wissen, es ist allerdings kein großer Twist, sondern die unheilvolle Grundstimmung, die den Reiz des Horrorthrillers ausmacht. In dessen dunklen Ecken lauert bildlich wie metaphorisch stets das Böse. Die Handlung springt vom Prolog ins Jahr 1993 und rückt die FBI-Agentin Lee Harker ins Zentrum, gespielt von Maika Monroe aus dem starken »It Follows«. Die verfügt über seherische Fähigkeiten und macht Jagd auf einen Mann – ein unkenntlicher Nicolas Cage im etwas fragwürdig androgynen »Das Schweigen der Lämmer«-Killer-Gedenklook –, der seit 25 Jahren unbescholtene Familienväter auf mysteriöse Weise dazu bringt, ihre Liebsten zu ermorden. Regie führte Oz Perkins, der mit »Gretel & Hänsel« schon vor vier Jahren einen stilistisch gelungenen Arthouse-(Märchen-)Grusler vorlegte. Und übrigens der Sohn von Anthony Perkins ist, der 1960 in Alfred Hitchcocks »Psycho« Filmgeschichte schrieb. Peter Hoch

Horizon – Eine amerikanische Saga

Horizon – Eine amerikanische Saga

USA 2024, R: Kevin Costner, D: Kevin Costner, Sienna Miller, Sam Worthington, 181 min

Schon oft wurde das Genre des Westerns in den vergangenen vier Jahrzehnten beerdigt. Die Größe einer solchen Produktion ist einfach nicht mehr zeitgemäß und das Publikum strömt lieber in CGI-geschwängerte Sequels bekannter Comic-Marken. Kaum ein Studio wagt sich noch an die Finanzierung eines solch riskanten Projekts, und so stellte Schauspieler und Regisseur Kevin Costner hauptsächlich sein eigenes Kapital zur Verfügung, um seinen lang gehegten Traum zu erfüllen. In vier Episoden, von denen allein die erste drei Stunden in Anspruch nimmt, schildert er gemeinsam mit Drehbuchautor Jon Baird die Besiedelung Amerikas. Mit einem enormen Aufwand, einem hervorragenden Ensemble und großen Kinobildern zeigt er die verschiedenen Trecks, die alle ein Ziel haben: Horizon, ein verheißungsvoller Ort im San Pedro Valley, der allerdings seit Generationen den Sioux gehört. Deren Ansprüche werden gleich zu Beginn in einer intensiven Sequenz deutlich. Nur wenige Siedler überleben den brutalen Überfall und landen in einem nahe gelegenen Fort der US-Kavallerie. Einige Männer ziehen los, um Rache zu üben. Innerhalb des Stammes der Sioux befürworten aber auch nicht alle das gewaltsame Vorgehen. Das sind nur zwei der Schauplätze, die der Auftakt von »Horizon« aufmacht. Die Erzählung offenbart zwar einige Schwächen, ist aber vielversprechend und macht definitiv Lust auf die kommenden Episoden. Im November soll die Reise weitergehen. Lars Tunçay

Gagarin – Einmal schwerelos und zurück

Gagarin – Einmal schwerelos und zurück

F 2021, R: Jérémy Trouilh, Fanny Liatard, D: Finnegan Oldfield, Jamil McCraven, Lyna Khoudri, 98 min

1961 wurde der Wohnkomplex Gagarin am Rande von Paris entwickelt, um dem steigenden Bedarf an Wohnungen gerecht zu werden. Benannt nach dem sowjetischen Kosmonauten, der 1963 tatsächlich den Bau besuchte, sollte der Ort in die Zukunft weisen. Zwei Jahrzehnte später ist er aber so verfallen, dass die Stadt mit dem Rückbau beginnt. Der 17-jährige Youri ist hier aufgewachsen. Er teilt mit seinem Namensvetter die Leidenschaft für den Weltraum, beobachtet mit seinem Teleskop aber lieber Diana, die in einer Roma-Siedlung neben wohnt. Vom Vater verlassen und der Mutter vernachlässigt, findet Youri bei Freunden und Nachbarn Rückhalt. Der bricht allerdings abrupt weg, als das Räumungskommando kommt. Youri weigert sich, den Bau zu verlassen und verschanzt sich in seiner eigenen Raumstation inmitten des Komplexes. Fanny Liatard und Jérémy Trouilh wurden 2014 damit beauftragt, ein dokumentarisches Porträt der Bewohner des Stadtteils zu drehen. In den Monaten vor dem Abriss der Plattenbauten entstand ein gemeinsamer Spielfilm, der 2020 im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes seine Premiere feiern sollte. Dazu kam es pandemiebedingt zwar nicht. Der sehenswerte Film erhielt aber trotzdem das Cannes-Siegel und kommt nun endlich auch in unsere Kinos. Erfreulich, denn das fantasievolle, romantische Sozialdrama überzeugt mit poetischen Bildern und einem erfrischenden Cast aus dem Alseni Bathily, der hier sein beeindruckendes Schauspieldebüt gibt, und Lyna Khoudri (»The French Dispatch«) herausstechen. Lars Tunçay

Alles Fifty Fifty

Alles Fifty Fifty

D 2024, R: Alireza Golafshan, D: Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, David Kross, 113 min

Die deutsche Beziehungskomödie ist eine schwierige Disziplin, an der sich schon viele verhoben haben. So sei es niemandem übel zu nehmen, wenn er die immer neuen Versuche in diesem massenkompatiblen Segment meidet wie der Cineast Til Schweiger. »Alles Fifty Fifty« kann man aber durchaus eine Chance geben. Die Protagonisten der Handlung, Marion und Andi, sind Individualisten. Am Anfang hat sie das zueinander geführt, es war am Ende aber auch der Grund für ihre Trennung. Geblieben ist ihr Sohn Milan. Für ihn teilen sie alles fifty fifty, damit der Filius von beiden Elternteilen profitiert. Der Elfjährige weiß, das zwischenzeitlich für sich auszunutzen. Nach einem Vorfall in der Schule beschließen seine Eltern, gemeinsam mit ihm in den Urlaub nach Italien zu fliegen. Mit an Bord sind auch Marions neuer Partner Robin und eine Menge unausgesprochene Gefühle. Dem deutsch-iranischen Regisseur Alireza Golafshan (»Die Goldfische«) gelingt mit »Alles Fifty Fifty« eine wirklich witzige Beziehungskomödie mit pointierten Dialogen und reichlich Situationskomik. Das glänzend aufgelegte Ensemble, angeführt von Laura Tonke und Moritz Bleibtreu, sorgt vor allem in der ersten Hälfte für Schwung. In den Nebenrollen glänzen David Kross und Axel Stein als bemitleidenswerte Exemplare der Spezies Mann. Im letzten Akt siegt schließlich die Harmonie und das Ende fällt dann doch ziemlich konventionell aus. Bis dahin hat man aber sehr viel Spaß mit dieser herrlich leichten Sommerkomödie. Lars Tunçay

Ein kleines Stück vom Kuchen

Ein kleines Stück vom Kuchen

IRN/F/SWE/D 2023, R: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeeha, D: Lili Farhadpour, Esmaeel Mehrabi, Mohammad Heidari, 97 min

Es gibt keinen Platz für eine Frau ihres Alters in der iranischen Gesellschaft. Deshalb hat sich die 70-jährige Mahin zurückgezogen. Ihr Mann ist vor einigen Jahren verstorben, die Tochter hat viel zu tun und meldet sich nur selten. Gelegentlich trifft sich Mahin mit ihren Freundinnen zu Kaffee und Kuchen, die sie motivieren, sich neu zu verlieben. Doch einen alleinstehenden Mann zu finden, ist gar nicht so einfach. In einem Restaurant für Rentner entdeckt sie abseits einer Gruppe verheirateter Männer den freundlich wirkenden Faramarz. Sie nimmt ihren Mut zusammen und folgt ihm zu seinem Taxistand. Dort spricht sie ihn an und es beginnt eine Nacht mit Tanz und Speisen, in der sich Mahin endlich wieder gesehen fühlt. Im Schutz ihrer vier Wände können sie sich gehen lassen. Nur gelegentlich klingelt mal eine neugierige Nachbarin und Faramarz muss sich verstecken. Männerbesuch ist schließlich streng verboten. – Einfühlsam erzählen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha (»Ballade von der weißen Kuh«) ihre ganz alltägliche Geschichte in der Realität der iranischen Gesellschaft. Sie öffnen den Blick in die Wohnung und das Innenleben einer alleinstehenden Frau, ein Tabu im Iran. Doch »eine Frau wäscht ihre Wäsche nicht mit Hijab«, sagt die wundervolle Hauptdarstellerin Lili Farhadpour, und ein Film sollte die Welt einfach so zeigen, wie sie ist. Dazu gehören die schönen und die grausamen Momente, zwischen denen der preisgekrönte Film eine behutsame Balance findet. Lars TUNÇAY

Love Lies bleeding

Love Lies bleeding

USA 2024, R: Rose Glass, D: Kristen Stewart, Katy O’Brian, Anna Baryshnikov, 104 min

Jackie flieht vor ihrer Familie aus dem kleinen Nest in Oklahoma. Sie träumt davon, den Bodybuilding-Wettbewerb in Las Vegas zu gewinnen. Auf dem Weg dorthin strandet sie in einer Kleinstadt und trifft im örtlichen Fitnessstudio auf Lou. Die junge Frau sitzt dort fest, zwischen ihrem dominanten Vater und der Fürsorge für ihre Schwester, die in einer gewalttätigen Beziehung steckt. Jackie ist für Lou ein Lichtblick und die beiden verlieben sich ineinander. Mit der Beziehung wird Jackie zunehmend in die kriminellen Machenschaften von Lous Familie hineingezogen und muss ihre gesamte Stärke aufbringen, um sich und Lou daraus freizukämpfen. Damit beginnt ein Thrillerplot, der einem vertraut vorkommt, der durch das ungewöhnliche Setting und seine konsequente, kompromisslose Erzählung aber einzigartig ist. Die weibliche Perspektive und die Befreiung aus der männlichen Gewalt erinnern dabei an »Bound« von den Wachowskis. Die Atmosphäre, nicht zuletzt aufgrund des düsteren elektronischen Scores von Clint Mansell, erinnert an »Drive«. Regisseurin Rose Glass, die mit dem gefeierten Horrorfilm »Saint Maud« debütierte, hatte für ihre A24-Produktion alle inszenatorischen Freiheiten und kann sich auf ein großartiges Ensemble verlassen: Katy O’Brian (»The Mandalorian«) ist eine Offenbarung, Kristen Stewart lotet die Wandlung der unsicheren Lou glänzend aus und Ed Harris als Vater ist nicht nur wegen seiner irren Frisur ein Hingucker. »Love Lies Bleeding« ist düster, dreckig und teuflisch unterhaltsam. LARS TUNÇAY

Madame Sidonie in Japan

Madame Sidonie in Japan

F/D/J/CH 2023, R: Élise Girard, D: Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara, August Diehl, 95 min

Sidonie Perceval weiß nicht so recht, was sie antworten soll, als die Zollbeamten bei ihrer Einreise nach Japan fragen, ob sie Schriftstellerin sei, so wie es in ihrem Pass steht. Denn seit dem Unfalltod ihres Mannes hat sie nichts mehr zu Papier gebracht. Da die Werke, mit denen die Französin einst bekannt wurde, nun neu ins Japanische übersetzt wurden, hat sie sich widerwillig auf eine Lese- und Interviewreise eingelassen. Begleitet wird die aufgewühlte Autorin dabei von ihrem unterkühlten japanischen Verleger Mizoguchi. Als Sidonie in den unterschiedlichen Hotelzimmern ihrer Reise immer wieder der Geist ihres toten Mannes begegnet, stellt das für Mizoguchi nichts Ungewöhnliches dar. Wahrscheinlich schwelt einfach noch etwas Unausgesprochenes zwischen den beiden Eheleuten. – Élise Girards Film baut sich langsam und meditativ auf. Auf seiner inhaltlichen Ebene passiert vergleichsweise wenig. Deswegen sollte man unbedingt in der richtigen Stimmung sein, um sich auf den Film einzulassen. Denn die Regisseurin hat die besondere Atmosphäre sowie die für viele Europäer noch immer fremd wirkende japanische Lebensweise in den Mittelpunkt gerückt. Isabelle Huppert nimmt uns mit auf diese Reise. In kleinen, liebevoll und dezent eingestreuten Details kommt es dabei immer wieder zu kulturellen Missverständnissen, die dem Publikum ein Schmunzeln entlocken. Erinnerungen werden wach an die Japan-Filme Doris Dörries (zuletzt »Kirschblüten und Dämonen«), die sich ebenfalls mit Vergänglichkeit und Geistererscheinungen auseinandersetzen. Frank Brenner

Kein Wort

Kein Wort

D/F 2023, R: Hanna Slak, D: Maren Eggert, Jona Levin Nicolai, Maryam Zaree

Das Leben von Nina und ihrem jugendlichen Sohn Lars scheint sämtliche Farbe verloren zu haben: Ob in ihrem Münchner Zuhause, im Klassenraum oder im Konzertsaal – dem Arbeitsplatz der renommierten Dirigentin – alles ist kühl und trostlos. Selbst die Farbpalette ihrer Kleidung reicht nicht weiter als von Eierschale bis hin zu kühlem Blau. Umso auffälliger ist es da, dass – als Nina ihren Sohn nach einem Sturz aus dem Fenster im Krankenhaus abholt – Lars’ Socken plötzlich bunt geblümt sind. Schnell werden sie unter der Decke versteckt. Denn so trist wie ihr Umfeld, so unterkühlt ist auch die Beziehung der beiden zueinander. Nina ist sich sicher, dass mit Lars etwas nicht stimmt, seit ein Mädchen aus seiner Schule gewaltsam zu Tode gekommen ist. So schlägt sie ihm eine Auszeit am See vor, er will lieber ans Meer. Obwohl Nina mitten in den Orchesterproben für einen großen Auftritt steckt, fahren sie und ihr Sohn kurzerhand nach Frankreich. Der Tristesse können die beiden dort mitten im Winter und ohne Handyempfang aber auch nicht entgehen. Regisseurin und Autorin Hanna Slak inszeniert mit »Kein Wort« einen klassischen Thriller. Die Kamera zeichnet ein atmosphärisches Bild und Maren Eggert gibt alles, um der Geschichte von der alleinerziehenden Karrieremutter mehr Tiefe zu verleihen. Am Ende bietet die Erzählung aber nur wenig Spannungspunkte, die über Genreklischees hinausgehen. Hanne Biermann

Juliette im Frühling

Juliette im Frühling

F 2024, R: Blandine Lenoir, D: Izïa Higelin, Sophie Guillemin, Jean-Pierre Darroussin, 95 min

Juliette macht Ferien zu Hause. Es treten auf: ihr allein lebender Vater, ihre Schwester, die gerne im Gewächshaus ihren Liebhaber verwöhnt und mit der Familie und ihrem passiven Partner völlig überfordert ist, und eine Ente. Diese Ente finden Juliette und Pollux im Park. Sie lernen sich kennen und lieben, aber Juliette ist sehr zögerlich. Ihr Job als Kinderbuchillustratorin fordert sie sehr, sie leidet unter Depressionen und dem Restless-Legs-Syndrome: Ihre zitternden Beine lassen sie nicht schlafen. Alles in allem erinnert »Juliette im Frühling« an eine etwas hektische Verfilmung eines US-amerikanischen Familienromans. Es gibt jede Menge charmanter Nebenfiguren: Juliettes Mutter, Künstlerin und selbstverständlich mit einem »Hippie« (so wird er im Film genannt) liiert, nachdem sie wegen eines tragischen Kindstods die Beziehung zu Juliettes Vater nicht aufrechterhalten konnte, Juliettes Großmutter, dement und frisch verliebt – und dann taucht eines Nachts auch noch ein Geist im Haus auf. Oder vielleicht auch nur der Liebhaber von Juliettes Schwester. Leider hat der Film dasselbe Problem wie seine Hauptfiguren: Er kommt nicht zum Durchatmen. Alle möglichen Konflikte und Konstellationen offenbaren bewegende Momente, werden aber viel zu schnell und damit auch zu oberflächlich abgehandelt. Immerhin bleibt am Ende das Gefühl, einen unterhaltsamen Abend im Kino gehabt zu haben – der leider viel zu schnell vorbeiging. Daniel Emmerling

Daddio – Eine Nacht in New York

Daddio – Eine Nacht in New York

USA 2024, R: Christy Hall, D: Sean Penn, Dakota Johnson, Marcos A. Gonzalez, 101 min

Als die Frau das Taxi am New Yorker Flughafen JFK betritt, wirkt sie müde und in sich gekehrt. Auf dem Weg in die Stadt kommt sie dann doch ins Gespräch mit dem Fahrer und die flüchtige Bekanntschaft bringt beide dazu, sich zu öffnen. Die Konversation fördert immer mehr schmerzhafte Wahrheiten zutage. – Ein scheinbar einfaches Konzept hat sich Regisseurin und Autorin Christy Hall, die zuvor die Highschool-Serie »I am not okay with this« für Netflix inszenierte, für ihren ersten Spielfilm ausgewählt. In 100 Minuten Echtzeit begleiten wir die beiden Fremden dabei, sich kennenzulernen. Sean Penn spielt den proletarischen Fahrer, geboren in Hell’s Kitchen, dem dunkelsten Ort in Brooklyn, als Großmaul mit losem Mundwerk. Dakota Johnson sitzt als Passagierin auf seinem Rücksitz und hat eine schwierige Familiengeschichte im Gepäck. Für sie ist die Unterhaltung mit dem Fahrer auch eine Ablenkung vom aufdringlichen Sexting ihres Freundes. Christy Hall orchestriert das gelungen und – trotz der Reduzierung auf einen Ort und zwei Menschen – bis zum Ende spannend und mit pointierten, natürlich wirkenden Dialogen. Wie bei einer Therapiesitzung kommt im Laufe der Zeit immer mehr zur Sprache und lässt die Figuren in einem neuen Licht erscheinen. Ein sehenswertes Debüt einer vielversprechenden Regisseurin. Lars Tunçay

Crossing − Auf der Suche nach Tekla

Crossing − Auf der Suche nach Tekla

DK/F/GE 2024, R: Levan Akin, D: Mzia Arabuli, Lucas Kankava und Deniz Dumanlı, 106 min

Nach dem Tod ihrer Schwester begibt sich die pensionierte Lehrerin Lia auf die Suche nach ihrer Nichte Tekla. Sie soll zurück nach Georgien, um damit den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen. Der junge Achi kannte Transfrau Tekla und weiß, dass sie nach Istanbul aufgebrochen ist. Gemeinsam begibt sich das ungleiche Duo auf die Reise in die Türkei, wo es nach ersten Rückschlägen die Bekanntschaft mit der Transfrau Evrim macht, die in einer Pride-Organisation tätig ist und als juristischer Beistand für die Rechte von Minderheiten und Unterdrückten eintritt. Bald stoßen Lia und Achi auf Menschen, die Tekla kannten und weitere wichtige Hinweise für die Suche liefern. – Levan Akin hat 2019 mit seinem Film »Als wir tanzten« Georgien und die schwierige Situation von Homosexuellen im Land erstmals auf internationaler Bühne thematisiert. Auch in »Crossing: Auf der Suche nach Tekla« geht es nun wieder um das Konfliktpotenzial der Andersartigkeit, was den Betroffenen sowohl in Georgien als auch der Türkei nach wie vor Probleme bereitet. Akin beginnt seinen neuen Film als Road-Movie und entwickelt daraus im weiteren Verlauf ein spannendes Generationendrama, das von wunderbaren Darstellerleistungen getragen wird. Der mit dem diesjährigen Teddy-Jury-Award der Berlinale ausgezeichnete Film entfaltet die atmosphärischen Gegensätze in den beiden Ländern durch eine detaillierte und authentische Schilderung des Alltäglichen. Ein wichtiger Film, der dazu beitragen könnte, dass traditionelle, konservative Verhaltensmuster überdacht werden und man sich Neuem öffnen kann. Frank Brenner

A Killer Romance

A Killer Romance

USA 2023, R: Richard Linklater, D: Glen Powell, Adria Arjona, Austin Amelio, 115 min

In seinen Vorlesungen reflektiert Psychologie-Professor Gary Johnson die menschliche Natur, aber im Feld hat er nur wenig Erfahrungen damit. Nebenher arbeitet er fürs FBI und hilft dabei, Zielpersonen, die sich dazu entschlossen haben, jemanden zu töten, hinter Gitter zu bringen. Garys Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Abhörtechnik funktioniert. Als jedoch der eigentlich vorgesehene Beamte ausfällt, muss Gary einspringen und gibt sich fortan als Killer aus. Sein analytisches Gespür für die menschliche Natur kommt ihm dabei sehr zu Hilfe. Bis er auf Madison trifft – die ihren gewalttätigen Ehemann loswerden will – und sich in sie verliebt. Das ist nur der Anfang des Plots, der völlig an den Haaren herbeigezogen wäre – wäre die Geschichte nicht so oder so ähnlich tatsächlich passiert. Der Journalist Skip Hollandsworth schrieb sie auf, Regisseur Richard Linklater (»Boyhood«) und sein Hauptdarsteller Glen Powell (»Wo die Lüge hinfällt«) haben daraus eine irrwitzige Komödie gemacht, die sich clever mit Identitäten auseinandersetzt. Der unbescholtene Gary wird vom Langweiler zum coolen Killer und Glen Powell hat sichtlich Spaß daran, in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen. Linklater legt den Figuren wieder viele Worte in den Mund, die sich zu cleveren Dialogen entspinnen. »A Killer Romance« ist eine wendungsreiche und herrlich absurde romantische Komödie vom König des Plauderfilms. LARS TUNÇAY

May December

May December

USA 2024, R: Todd Haynes, D: Natalie Portman, Julianne Moore, Charles Melton, 113 min

Es ist die Liebe, die nicht sein darf, die Regisseur Todd Haynes immer wieder fasziniert. Die Beziehung zwischen einem Afroamerikaner und einer weißen Hausfrau in den 1950ern in »Dem Himmel so fern« etwa, oder die Liebe zwischen zwei Frauen in »Carol«. In »May December« setzt er sich nun mit einer wahren Liaison auseinander, die durch den Altersunterschied von mehr als zwanzig Jahren zum Fall für die Justiz wurde. Ebenso lange ist es her, dass die damals 36-jährige Gracie ins Gefängnis wanderte, weil sie eine Affäre mit dem 13-jährigen Joe begann. Die Liebschaft ging durch die Medien, Gracie hat ihre Strafe abgesessen und zwei Jahrzehnte später scheint endlich Ruhe eingekehrt zu sein, in die Ehe der beiden. Ihre gemeinsamen Kinder stehen kurz davor, das Nest zu verlassen, da tritt die Schauspielerin Elizabeth in ihr Kleinstadtleben. Sie soll Gracie in einem Film über die Ereignisse verkörpern. Ihre Fragen reißen verheilt geglaubte Wunden wieder auf. Gracie sieht sich mit dem moralischen Dilemma konfrontiert, das sie bislang erfolgreich verdrängte. Joe stürzt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in eine tiefe Lebenskrise. Haynes zeigt ambivalente Figuren in einer verlogenen amerikanischen Gesellschaft. Im Mittelpunkt: die überragenden Oscarpreisträgerinnen Julianne Moore und Natalie Portman. Der verstörende Soundtrack und die Kamera von Christopher Blauvelt (»First Cow«) tragen zur dichten Atmosphäre dieses meisterhaften Charakterdramas bei. Lars Tunçay

Mad God

Mad God

Phil Tippett ist eine Legende. Der 72-Jährige schuf die Tricktechnik für einige der größten Hollywood-Produktionen. Die Monster in »Star Wars«, der amoklaufende Überwachungsroboter in »Robocop«, die Rieseninsekten in »Starship Troopers« – unzählige Kreaturen hat er mit seinem Team geschaffen und animiert, in mühevoller Handarbeit, Bild für Bild. Für seine Arbeit an »Jurassic Park« wurde er schließlich mit dem Oscar ausgezeichnet. Unterdessen verwirklichte er in seiner Freizeit ein Leidenschaftsprojekt, das 30 Jahre später das Licht der Leinwand erblickt: »Mad God« ist ein dunkles Stop-Motion-Kunstwerk, ein irrer Abstieg in die Unterwelt, eine Reise durch die Pforten der Hölle, die von skurrilen Kreaturen bewohnt ist. Gleichermaßen abstoßend wie faszinierend, ähnlich den surrealistischen Kreationen der Gebrüder Quay (»The Piano Tuner of Earthquakes«) und doch ganz einzigartig. Reiseleiter ist ein stummer Protagonist mit Sturmhaube und Gasmaske. Er wandelt durch einen Albtraum aus Krieg und Zerstörung, Unterdrückung und Überwachung auf der Suche nach … irgendwas. »Mad God« ist voller Symbolik und doch kaum greifbar. Ein einzigartiger Albtraum, wild und wunderschön, grausam und grotesk. Ein Produkt der Leidenschaft eines Meisters und in jeder Einstellung so, wie Tippett es sich erträumt hat. Eine klassische Handlung ist dabei nur schwer auszumachen. Was zählt, ist das Erlebnis und das Ergebnis – und vor dem kann man nur in Ehrfurcht staunen. Lars Tunçay

Late Night with the Devil

Late Night with the Devil

AUS/VA 2024, R: Cameron Cairnes, Colin Cairnes, D: David Dastmalchian, Laura Gordon, Ian Bliss, 86 min

Found-Footage-Filme – Filme, die aussehen, als wären tatsächliche Ereignisse von realen Personen aufgezeichnet und später von anderen gefunden worden – haben im Horrorgenre eine lange Tradition. Berühmt-berüchtigt ist »Nackt und zerfleischt« von 1980. Richtig populär wurde das Subgenre aber erst 1998 durch den Erfolg von »Blair Witch Project«, es folgte Spannendes wie »[REC]«, »Cloverfield« oder »The Visit«. Mit ihrem dritten Spielfilm hieven die australischen Brüder Colin und Cameron Cairnes das Konzept nun auf eine durchaus originelle, neue Ebene – es wird suggeriert, dass das Gesehene der Mitschnitt einer fast fünfzig Jahre alten US-Talkshow ist, samt Hinter-den-Kulissen-Momenten und Hintergrundmaterial. Protagonisten sind der nach dem Krebstod seiner Frau strauchelnde Moderator Jack Delroy und die Gäste eines Halloween-Specials seiner Late-Night-Show »Night Owls«, in dem übernatürliche Phänomene das Thema sind. Während der Live-Übertragung ereignet sich dann aber Schreckliches – Fiktion oder Wirklichkeit? Die Atmosphäre des Jahres 1977 fangen die Cairnes-Brüder mit entsprechenden Studiodesigns, Jingles, Sprechern, Frisuren und Klamotten kongenial ein. Was im Verlauf der »Sendung« geschieht, verleitet dann aber meist mehr zum Schmunzeln als zum Gruseln, sodass am Ende eher ein netter Horrorsnack als ein waschechter Schocker steht, der dem um ihn gemachten Hype nicht standhält. Peter Hoch

King’s Land

King’s Land

D/DK/S/NOR 2023, R: Nikolaj Arcel, D: Mads Mikkelsen, Amanda Collin, Simon Bennebjerg, 128 min

Dänemark 1755: Der abgehalfterte Hauptmann Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) will im Auftrag des Königs die unwirtliche Heide von Jütland frucht- und damit bewohnbar machen – und dafür einen Adelstitel einheimsen. Dabei stellt sich ihm nicht nur die Naturgewalt, sondern auch der lokale Herrschende in den Weg: Frederik de Schinkel. Ein Bauernpaar, das vor dem Großgrundbesitzer geflüchtet ist, und später auch ein Sintomädchen finden Zuflucht bei dem schwer zugänglichen Landveredler – bringen aber neben der Unterstützung auch jede Menge Probleme mit sich. Irgendwie spiegelt die gezeigte Landschaft die Qualität des Films wider: Es sieht ein bisschen langweilig und abweisend aus, aber bei genauem Hinsehen findet sich auch Schönes am Wegesrand. Thematisch streift der Film durch Klassenkämpfe und Charakterstudie eines einsamen Wolfs, bietet narrativ aber wenig Überraschungen – ähnlich wie Mikkelsens Gesichtsausdruck, den man natürlich sowohl intensiv als auch stoisch interpretieren kann. Immerhin hat es für den Europäischen Darsteller-Filmpreis 2023 gereicht. Das wäre bei Kahlens Gegenspieler nicht passiert, denn leider ist der blonde, folternde, vergewaltigende Tyrann derart platt-böse und minimaldimensional, dass er zur nervenden Lachnummer mutiert. Der Film präsentiert die Gnadenlosigkeit von Natur und Mensch in teils drastischen Szenen – etwa, als einer der Gefangenen mehrfach mit kochendem Wasser übergossen wird. Markus Gärtner