Es sind die kleinen Veränderungen, die Michael Kiwanukas viertes Album so wertvoll
machen. Klar, das ist immer noch unverkennbar Kiwanuka, aber der Sound ist reduzierter, zurückhaltender, nicht so groß inszeniert. Seine Stimme wird nicht überlagert, sein Charakter nicht überwältigt vom eigenen Sound. Fünf Jahre Zeit hat sich der Londoner für den Nachfolger vom mit dem Mercury-Prize gekrönten »Kiwanuka« gelassen. Er musste seine eigene Stimme wiederfinden, sagt der 37-Jährige, die Motivation und Inspiration, Musik zu machen. Das Ergebnis wirkt fast beiläufig, dabei aber brillant. Die Melodien saugen sich fest in der Erinnerung, die Stimme ist makellos, die Musik sehr groovebetont. Für den richtigen Klang haben wieder Danger Mouse und Inflo als Produzenten gesorgt, mit denen Kiwanuka seit seinem zweiten Album »Love & Hate« von 2016 zusammenarbeitet.
Wobei diesmal die Waage eher in Richtung Inflo tendiert, bei dessen Projekt Sault Kiwanuka mitwirkt. Weniger pompöse Streicher-Arrangements, dafür mehr intime akustische Instrumentierung tun diesem Album und diesem Künstler gut. Vor allem, wenn Legenden wie Bassist Pino Palladino beteiligt sind, der schon mit vielen Größen, darunter Beyoncé und Adele, Elton John und Eric Clapton, zusammenarbeitete. Palladinos Basslauf bestimmt nicht zuletzt »Rest of me«, den besten Song des Albums, der an Seal erinnert, in seiner besten Phase wohlgemerkt. Kein Wunder, teilen er und Kiwanuka doch die Liebe für den Northern Soul der Sechziger. Lars Tunçay