Der Titel ist sperrig: »Der Thomanerchor und die Universitätskirche St. Pauli Leipzig« nennt sich diese Silberscheibe mit Werken aus vier Jahrhunderten. Und natürlich ist die Reverenz an das gesprengte Gotteshaus kein Zufall: Je höher das »Paulinum« in den Himmel wächst, umso häufiger wird auch die Frage nach dessen zukünftiger Nutzung gestellt. Welche Position Georg Christoph Biller in dieser Debatte einnimmt, verrät schon der erste Satz seines Textes im Beiheft: »Eine Universität, die Forschung und Lehre betreibt, ist ohne den Glauben nicht denkbar.«Sympathisch, dass der Thomaskantor die Musik als Argument sprechen lässt: Von den unzähligen Werken, die seine Thomaner in der Paulinerkirche uraufführten, finden sich auf der CD eine Motette von Bach, dessen Trauerode »Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl«, Mendelssohns 43. Psalm, eine Choralkantate aus Regers Feder und zwei zeitgenössische Werke. Eine bunte und von den Knaben eindrucksvoll gebotene Zusammenstellung, die vor allem eines zeigt: Jahrhundertelange Traditionen sollte man nicht so einfach abreißen lassen. Hagen Kunze -