Irgendwie immer da, doch wenig bekannt: Größere Erfolge blieben in Tilman Rossmys Karriere meist aus, auch wenn die Regierung als eines der Vorbilder in Sachen deutscher Popmusik gelten kann. Hier singt und musiziert also jemand, der alles kennt, Höhen und Tiefen durchgemacht hat. Etwa die Abkehr vieler Fans, als er solo etwas weichgespülter wurde. Aber egal, denn wer sich nicht mehr profilieren muss, hat den meisten Spaß, und so singt Tilman sanft nasal und gewohnt über die Liebe - das ewige Thema - oder betrachtet leicht nölend den Alltag. Untermalt wird er dabei von feinsten Countrysounds, die stets so viel Pop addiert bekommen, dass sie keine Tennessee-Assoziationen wecken. Die sanften Arrangements aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Piano wirken mehr relaxed. Schmähbegriffe wie Altherrenmusik sind also völlig fehl am Platze, denn Rossmy schafft es, nicht altklug um die Ecke zu kommen. Einfach nur abgeklärt-lässig, wie ein Geschichtenerzähler an der Bar, dem es auch egal ist, wenn man nur halb zuhört, ist er noch immer da. Holger Günther