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8:30

8:30

Summenlose Teile

A 2017, 70 min, R: Laura Nasmyth, D: Florian Nolden, Doris Hess, Stefan Ried Laura Nasmyth überlässt in ihrem Filmdebüt nichts dem Zufall. Ab dem ersten Bild wird das Sichtbare begleitet von einem dicken Soundteppich, der »Verfremdung!« schreit. Nach dem Ende des Abspanns ist es schwer, auch nur wenig über diesen Film zu sagen. Selbst im Presseheft steht nichts. Eine Gruppe von Angestellten bewegt sich durch eine gekünstelte Welt, um den Menschen eines österreichischen Vorortes etwas über Datensicherheit zu erzählen. Ob sie dabei etwas verkaufen wollen, ist unklar. Es scheint so. Ob jemand der Menschen etwas braucht? Es scheint nicht so. Der einzig offensichtliche Missstand in diesem Szenario: Die IP-Adressen sind ausgegangen. »8:30« ist ein Film, der bisher vor allem ein Leben auf kleineren Filmfestivals führte, wo er immer wieder einen Nerv traf. Und nun bringt ihn ein kleiner Verleih ins Kino. Die Spieltermine stehen online. Als dieser Text entsteht, machen elf Kinos mit. Ohne die Unterstützung dieser ambitionierten Lichtspielhäuser würde »8:30« vermutlich schwerlich ein Publikum finden. Kühle Bilder für das Sommerloch, die kaum einen Abend füllen können. Laura Nasmyth zeigt, dass sie etwas Filmisches herstellen kann. Sie setzt hier allerdings nichts aufs Spiel, und so ist es schwer, bei aller Liebe zum experimentellen Kino, interessiert zu bleiben. Ihr filmisches Experiment unterscheidet sich auf den zweiten Blick in der Tat nicht von einem naturwissenschaftlichen. Denn diese zusammenmontierten Bilder mit ihren teilnahmslosen Schauspielern und den klaren Gestaltungsprinzipien, sie wären mit dem Wissen um die Abläufe beim Dreh wohl ohne Weiteres nachzustellen. Ein künstlerisches Experiment jedoch, lebt das nicht von seiner Singularität? Vom Gespür für Ausbruch und von der Fähigkeit der Beteiligten, mehr zu suchen als die Summe einzelner Teile? Dennis Vetter


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