SWE/PL 2023, R: Michal Englert, Malgorzata Szumowska, D: Malgorzata Hajewska, Joanna Kulig, Mateusz Wieclawek, 132 min
Die ersten Jahre im Erwachsenenleben des Polen Andrzej verlaufen, wie sie von der Mehrheitsgesellschaft als normal angesehen werden. Erste Liebe, Hochzeit, Geburt des ersten Kindes, biederer Bürojob. Doch auch in diesen Jahren gibt es erste Dissonanzen. Andrzej wird vom Militärdienst ausgeschlossen, weil seine Fußnägel lackiert sind. Er ist depressiv und hat Suizid-Gedanken. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, trägt er Frauenkleider. Michal Englert und Malgorzata Szumowska (»Im Namen des …«) beleuchten diese frühen Jahre im Leben ihres Protagonisten nur schlaglichtartig, quasi im Schnelldurchlauf. Denn hier handelt es sich noch nicht um Anielas normales Leben, hier verstellte sich die Transfrau noch, um im post-kommunistischen Polen nicht unter die Räder zu kommen. Die Handlung von »Frau aus Freiheit« wird ruhiger und intensiver, wenn Protagonistin Aniela zu ihrem wahren Selbst findet – und wenn die Umwelt beginnt, ihr Verstellung und plumpes Spiel vorzuwerfen. Transsexualität wird auch heute noch selbst in Deutschland kontrovers diskutiert, zu wenige Menschen dürften persönliche Kontakte haben, um mit ihren engstirnigen Ansichten zu brechen. In Polen ist die Lage noch viel dramatischer, hier müssen Betroffene absurderweise sogar vor Gericht ihre eigenen Eltern verklagen, um eine Geschlechtsanpassung vornehmen zu dürfen. Mit großer emotionaler Wucht hat das Regie-Duo hier einen mutigen Film zum Thema realisiert. Frank Brenner