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A Ghost Story

A Ghost Story

Elliptisch

USA 2017, OmU, 92 min, R: David Lowery, D: Casey Affleck, Rooney Mara, McColm Cephas Jr. Wer hätte ausgerechnet vom Regisseur des fröhlichen Familienfilms »Elliot, der Drache« eine Studie über Trauer und Verlust erwartet? War David Lowerys letztes Werk noch eine geradeaus erzählte Geschichte für Kinder, verlässt er mit »A Ghost Story« jeglichen Pfad der Geradlinigkeit. M. und C. wollen sich eine gemeinsame Zukunft einrichten. Wir lernen sie kennen, als sie zum ersten Mal das Haus betreten, das ihr Heim werden soll. Als sie eines Nachts hochgeschreckt vom Geräusch des Klaviers durch das Haus wandeln, ist das ein Vorbote - auf das nahende Unheil und die erzählerische Ellipse, die »A Ghost Story« in seinen einzigartigen 90 Minuten vollzieht. Tags darauf stirbt C. bei einem Autounfall. M. sieht nur noch seinen leblosen Körper unter dem Leichentuch. Sie sieht nicht, wie sich das Tuch erhebt, nachdem sie den Raum verlassen hat, merkt nicht, wie der Geist zum Haus zurückkehrt. Es fällt M. keinesfalls leicht, den plötzlichen Verlust ihrer Liebe zu verarbeiten. C. ist immer schweigend im Hintergrund, wenn sie weint, zweifelt, verzweifelt. Lowerys Geschichte verschiebt sich im weiteren Film zu einer tiefgründigen Reflexion über das Leben und unsere flüchtige Existenz auf Erden. Ein wenig erinnert »A Ghost Story« dabei an die jüngsten Werke Terrence Malicks. Doch wo bei »Tree of Life« die Kamera entfesselt dreht und taumelt, ist das Auge von Andrew Droz Palermo (»You‹re Next«) fixiert, wie der Ort der Handlung bis zum Ende das Haus und sein Platz in der Welt sein wird. Die zeitliche Ebene hingegen verschiebt sich immer wieder und macht die Suche nach rationalen Erklärungen ebenso schwer, wie die langen, statischen Einstellungen die Geduld des Betrachters fordern. Wer sich darauf einlässt, wird allerdings Zeuge eines außergewöhnlichen Kinoerlebnisses. Lars Tunçay


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