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Berlin Excelsior

Berlin Excelsior

Hochhausgeschichten

D 2017, Dok, 87 min, R: Erik Lemke Nahe der ehemaligen Berliner Mauer ragt es in den Himmel. Ein Betonklotz, eines dieser riesigen Berliner Bauprojekte, die letztlich weit weniger spektakulär wurden, als von den Planern angedacht. Das Excelsior Haus ist eine Welt für sich. Ein Bauwerk mit über 500 Wohneinheiten mitten in Berlin. Etwas heruntergekommen, mit einem Außenfahrstuhl und einem Restaurant im obersten Stockwerk. In diesem Kosmos drehte der gebürtige Dresdner Erik Lemke, selbst Mieter im Excelsior, seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm. Der 35-Jährige studierte Dokumentarfilm in Sankt Petersburg und feierte mit seinem ersten Kurzfilm »Mich vermisst keiner!« 2016 beim DOK Leipzig Premiere. In »Berlin Excelsior« versammelt Lemke Geschichten der Hochhausbewohner. Da ist der 49-jährige Michael, der seine Haare wasserstoffblond trägt, im Internet als Callboy arbeitet und Youtube-Tutorials macht, in der Hoffnung, damit seinen Durchbruch zu feiern. Auf den wartet auch der ausgebildete Erzieher Norman. Ein hyperaktiver Mann, der mit »ChangeU«, einer Mischung aus Partyveranstaltung und Fitness-Lifestylecoaching, das große Geld machen möchte. Zunächst einmal muss er jedoch seine Mutter anpumpen, um weiter die Miete zahlen zu können. Lemke kommt seinen Protagonisten auf ungewöhnliche Weise nahe. Statt sie zu interviewen, begibt er sich in die Rolle des Beobachtenden. Erzählkommentare, oder andere Einmischungen bleiben aus. Die so eingefangenen Augenblicke sind Bestandsaufnahmen, keine Biografien. Sie zeigen Menschen, die dem Traum vom Erfolg hinterherjagen. Die wegwollen aus dem Excelsior, ohne, so scheint es, dabei wirklich voranzukommen. Ihre Erzählungen und die Bilder, die Lemke zwischendurch den grauen Platten abtrotzt, machen »Berlin Excelsior« zu einem berührenden Langfilmdebüt. Josef Braun


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