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Die Frau, die singt

Die Frau, die singt

Spirale der Gewalt

CAN/F 2010, R: Denis Villeneuve, D: Lubna Azabal, Mélissa Désormeaux-Poulin, Maxim Gaudette, 133 min

In der Fachsprache nennt man es posttraumatische Belastungsstörung, wenn Menschen so grausame Dinge erleben, dass danach ein normales Leben für sie unvorstellbar ist. Oft sind sie nicht in der Lage, überhaupt über das Erlebte zu sprechen. Narwal Marwan hat in den letzten fünf Jahren ihres Lebens kein Wort mehr über die Lippen gebracht. Ihre erwachsenen Kinder, die Zwillinge Jeanne und Simon, aber erfahren erst nach dem Tod ihrer Mutter, dass die Ursachen dafür in deren Vergangenheit liegen, von der sie bisher keine Ahnung hatten.Ein Notar verkündet ihnen den letzten Willen ihrer Mutter: Sie sollen den tot geglaubten Vater und einen unbekannten Bruder ausfindig machen. Während Simon sich gegen die Anweisungen wehrt, macht sich Jeanne auf eine Reise in den Nahen Osten, in die Heimat ihrer Mutter. Dort entblättert sie Stück für Stück die Geschichte ihrer eigenen Familie, die so schmerzhaft und unfassbar ist, dass sie fast unglaubwürdig erscheint. Narwal war noch sehr jung, als sie sich entschied, für politische Veränderung zu töten. Der Preis, den sie dafür zahlen musste, war hoch.»Die Frau, die singt« ist ein Kriegs- und Familiendrama, ein Psychogramm von Gewaltopfern, ein Stück politische und religiöse Geschichte dieser Welt. Denn obwohl der kanadische Filmemacher Denis Villeneuve das Land, in dem sein Film spielt, nicht genau benennt, thematisiert er die religiösen Konflikte im Libanon, Israel und Palästina der Sechziger und Siebziger Jahre. Der Film erschüttert und zeigt, wie Krieg und Gewalt die Persönlichkeit verändern und zerstören. Was kann ein Mensch ertragen? »Die Frau, die singt« erhielt in diesem Jahr eine Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film. Claudia Euen


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