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Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Verpasste Chancen

BRA/D 2018, auch OmU, 139 min, R: Karim Aïnouz, D: Julia Stockler, Carol Duarte, Flávia Gusmão Ein Wald an der Steilküste außerhalb von Rio de Janeiro. Euridice folgt Guida den Hang hinauf, verliert sie aus den Augen. Der Ruf nach der Schwester wird Sinnbild für die Geschichte, die sich in den folgenden, mitreißenden zwei Stunden entfaltet. Es sind die fünfziger Jahre in Rio. Die Schwestern sind grundverschieden, aber dennoch eng verbunden. Die 18-jährige Euridice träumt von einer Karriere als Pianistin in Europa, während ihre zwei Jahre ältere Schwester Guida den Männern hinterherschaut. Als sie mit einem griechischen Matrosen durchbrennt, kommt es zum Zerwürfnis zwischen ihr und den Eltern. Für die Geschwister beginnt eine Suche nacheinander, die viele Jahrzehnte umspannen wird. In sinnlichen Bildern adaptierte der in Berlin lebende Regisseur Karim Aïnouz den Roman von Martha Batalha. Geschickt führt er durch die Epochen seiner Heimat. Die politischen Veränderungen spiegeln sich in dem Melodram einer verpassten Liebe zwischen zwei Freigeistern, die sich von den Fesseln des Patriarchats lösen und ihre Träume verwirklichen wollen. Aïnouz erlaubte sich einige Freiheiten gegenüber der Vorlage, verdichtete die Geschichte für die Leinwand und fuhr den schwarzen Humor zurück, zugunsten der Melodramatik. So fiebert und leidet man 140 Minuten lang mit den Schwestern Gusmão und schwelgt in den sinnlichen Bildern von Hélène Louvart. Bei den Filmfestspielen in Cannes gewann Aïnouz in diesem Jahr den »Prix Un Certain Regard«. Lars Tunçay


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