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Ihre beste Stunde

Ihre beste Stunde

Der weibliche Blick

GB/SW 117 min, R: Lone Scherfig, D: Gemma Arterton, Sam Claflin, Bill Nighy Catrin Cole erhält einen Job in der Drehbuchabteilung eines britischen Filmstudios. Im Jahr 1940 braucht die Bevölkerung dringend einen optimistisch stimmenden Stoff, der die Gräuel des Krieges überwinden und am besten noch die USA auf Seite der Briten in den Zweiten Weltkrieg eintreten lassen soll. Catrin soll im Drehbuch den weiblichen Blick auf die Dinge einbringen, soll für das Schmalz sorgen und damit die Britinnen in ihren Ansichten in die gewünschte Richtung manipulieren. Dabei verliebt sie sich in den Chefautor Buckley. Lone Scherfig schlägt mit ihrem neuen Film in eine ähnlich nostalgische Kerbe wie zuletzt Biopics aus dem Filmbusiness wie »Hitchcock« oder »Trumbo«, allerdings als reine Fiktion. Trotz der Gefahr, dass das Ergebnis deswegen ein wenig banal ausfällt, weiß Scherfig um die Stärken des Stoffes und setzt ihre Akzente in der Schauspielführung und in den liebenswerten Details, die die frühen vierziger Jahre vor der Kamera wieder auferstehen lassen. Einige der handelnden Personen wecken dabei Erinnerungen an tatsächlich existierende Filmschaffende, insofern hätte das alles so oder so ähnlich wirklich passiert sein können. Lone Scherfig schildert die britische Filmindustrie jener Tage als verlängerten Arm der Ministerien, der gesellschaftlich relevante Entscheidungen beeinflussen und das Publikum manipulieren sollte. Der Blick hinter die Kulissen hat etwas Entlarvendes und ist von der dänischen Regisseurin stets mit feiner Ironie und leisem britischem Humor durchzogen. Dabei setzt sie insbesondere auf das darstellerische Talent von Charaktermime Bill Nighy, der als selbstverliebter, in die Jahre gekommener Filmstar jede Szene an sich reißt. Mit viel Liebe und Sympathie für die Zeit und ihre Gegebenheiten erzählt, insbesondere für Nostalgiker eine Empfehlung.   Frank Brenner


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