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In die Sonne schauen

In die Sonne schauen

D 2025, R: Mascha Schilinski, D: Hanna Heckt, Lena Urzendowsky, Laeni Geiseler, 159 min

»In die Sonne schauen« von Mascha Schilinski ist eine Komposition von über 100 Jahren deutscher Geschichte und menschlichen Empfindungen. Im Zentrum stehen vier Protagonistinnen aus vier Generationen und ein Vierseitenhof in der Altmark. Darum drehen sich kanonisch die Geschichten, auf Platt- bis Hochdeutsch, die von Euphorie und Schmerz, Einsamkeit und Todessehnsucht erzählen. Die kleine Alma inszeniert im deutschen Kaiserreich ihren eigenen Tod auf dem Sofa, auf dem traditionell die Toten der Familie fotografiert werden, während die kleine Nelly im 21. Jahrhundert darüber fantasiert, wie traurig ihre Mutter wäre, wenn sie beim Baden ertrinken würde. Zum Einschlafen singt ihre Mutter »Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt«, ein Schlaflied von 1868. Schilinski lässt die Empfindungen ihrer Protagonistinnen nebeneinander existieren, sich aufeinander beziehen und überblenden, wodurch eine meisterhafte Inszenierung von Zeit und Raum, Licht und Schatten, von Geschichte gelingt. Die Perspektive der ausschließlich weiblichen Protagonistinnen wird dabei nicht als spezifisch weibliche, sondern als menschliche Erfahrung erzählt, in der es stets auch um Gewalt und Unterdrückung geht. »In die Sonne schauen« ist ein Gesamtkunstwerk von herausragender künstlerischer Qualität und hat zu Recht den Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes gewonnen. Eine absolute Empfehlung. Greta Jebens


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