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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Seelenverwandte

USA 2018, 105 min, R: Jesse Peretz, D: Rose Byrne, Ethan Hawke, Chris O’ Dowd Nick Hornby kennt sich aus mit den Nöten von Männern in den Dreißigern. Auf der Leinwand konnten wir das bereits in »Fever Pitch«, »High Fidelity« oder »About a Boy« erleben. In »Juliet, Naked« ist es mal eine Frau, die mitten in der vorgezogenen Midlife-Crisis steckt. Annie lebt in einem kleinen Nest im Südosten Englands, verwaltet die Hinterlassenschaft ihres Vaters im örtlichen Museum und hängt wie ihr Mann Duncan der Vergangenheit nach. Seine Obsession für den amerikanischen Singer/Songwriter Tucker Crowe, der nach einem mittelprächtigen Break-up-Album für seine Verflossene »Juliet« nie wieder öffentlich auftrat, hat längst krankhafte Züge angenommen. Sein Zimmer in ihrem gemeinsamen Haus ist voll von Devotionalien, online tauscht er sich mit Gleichgesinnten aus und stellt wilde Theorien über Crowes Verbleib an. Als Annie sich zu fragen beginnt, welche Zukunft ihre Beziehung hat, ist es aus zwischen den beiden. Zwischenzeitlich führt Annie – ausgerechnet – mit Tucker Crowe eine rege Brieffreundschaft. Crowe steht vor den Trümmern seines Lebens, hat zahlreiche Kinder in unterschiedlichen Teilen der Welt und lebt bei seiner Ex in der Garage. Als eine seiner Töchter ein Kind erwartet, landet er in London und schlägt ein Treffen vor. Eine Begegnung, die in Annies Ort für reichlich Wirbel sorgt – nicht nur bei Duncan. Mit gewohnt lakonischem Humor dekonstruiert Hornby seine ganz normalen Figuren. Natürlich spielt die Musik dabei eine entscheidende Rolle und auch »Juliet, Naked« glänzt mit einer exzellenten Songauswahl, zu der Ethan Hawke einige Songs beisteuerte. Dass die romantische Tragikomödie aber weit mehr ist als ein hübsch bebildertes Mixtape, dafür sorgen das gut aufgelegte Ensemble und Regisseur Jesse Peretz (»Our Idiot Brother«), der ihnen Raum gibt, ihre Rollen zu entfalten. Lars Tunçay


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