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Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes

Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes

D 2025, R: Edgar Reitz, D: Edgar Selge, Lars Eidinger, Barbara Sukowa, 102 min

Charlotte, Königin von Preußen, sehnt sich nach einem Porträt ihres ehemaligen Lehrers Gottfried Wilhelm Leibniz. Dieser möchte ihrer Bitte gern nachkommen, doch stellt sich schnell heraus, dass stundenlanges Stillstehen zu eintönig für den Leipziger Universalgelehrten ist. Anstatt während der Porträtsitzung andächtig den dargebotenen Flötentönen zu lauschen, entfacht Leibniz eine leidenschaftliche Debatte über Kunst und Abbilder.
In Grund und Boden philosophiert, zieht der Maler Delalandre schon bald frustriert davon. Als Ersatzmalerin wird Aaltje Van De Meer engagiert, die sich zunächst als Mann ausgibt, um das Vertrauen des Denkers zu gewinnen. Eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, genießt Leibniz doch den intellektuellen Austausch mit der jungen Künstlerin. In seinem neuen Film ergießt der inzwischen 92-jährige Regisseur Edgar Reitz (in Co-Regie mit Anatol Schuster) eine wahre Flut an Theorien und Gedanken über die Zuschauer, die Edgar Selge als Leibniz beeindruckend nuanciert vorträgt. Während die Kulisse aufs Wesentliche reduziert ist, hat jedes Wort Tiefgang. Sobald man sich auf diese Dialoglastigkeit einlässt, entfaltet der Film einen eigenwilligen Sog, der unweigerlich zum Nachdenken anregt. Nur das zentrale Motiv des verehrten männlichen Genies, dem Frauen vor allem als Stichwortgeberinnen dienen, wirkt am Ende dann doch spürbar überholt. Hanne Biermann


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