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Life in a Day

Life in a Day

Googlemotion

Im diesjährigen Panorama-Programm der Berlinale lief dieses beeindruckende Filmexperiment, bei dem über 4.000 Stunden Filmmaterial aus 80.000 hochgeladenen Beiträgen über das normale Leben am 24.07.2010 in 192 Ländern montiert wurde. Die marktführende Videoplattform Youtube des Google-Konzerns geht mit Hilfe von Regisseur Kevin Macdonald und Produzent Ridley Scott ins Kino. Angesichts der Zahlen und des nicht zu stoppenden Vordringens von Googles in alle Bereiche des Lebens könnte man sich fürchten und das Projekt von vornherein als gigantische Werbemasche verdammen. Man kann sich aber auch fragen, was man selbst am 24. Juli letzten Jahres getan hat und was wohl der Rest der Menschheit. Die Antwort in Spielfilmlänge ist gleichermaßen berührend und interessant, vorhersehbar und einzigartig, aufregend und banal. Am Tageslauf entlanggereiht finden sich die Kurzfilme aus vielen Winkeln der Erde, von Menschen, die trotz schneller Schnitte und teilweise inszeniertem Rahmen ans Herz wachsen und nachhallende Geschichten erzählen. Selten fühlt man sich im Kinosaal so verbunden mit der abstrakten Masse Weltbürger. Wie in einer Zeitkapsel sind die verschiedensten Formate und Farben des Alltags festgehalten, mal ästhetisch anspruchsvoll, mal visuell eher unausgereift und doch weit entfernt von einer Youtube-typischen Pannenshow. Die Selektion passiert hierbei mit dem westlichen Auge auf die Welt und ohne zu deutliche Zusammenhänge herzustellen. Das birgt die Gefahr, sich in Sicherheit zu wähnen, zu meinen, dass alles nicht so schlimm sein kann, solange das Internet in Afghanistan funktioniert. Dass Youtube auch politisch wichtig und analog verbindend sein kann wie jüngst in Nordafrika, zeigt der Film leider nicht. Trotzdem schaffen es die Regisseure, eine Unmenge digitaler Daten zu etwas Lebendigem, Emotionalem und Wunderschönem zu verknüpfen. Maret Wolff


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