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Luca tanzt leise

Luca tanzt leise

Aufstehn

D 2016, 81 min, R: Philipp Eichholtz, D: Martina Schöne-Radunski, Hans-Heinrich Hardt, Sebastian Fräsdorf Etwas läuft nicht richtig in Lucas Leben. Das wird gleich deutlich, als sie der Wecker aus dem Bett befördert und sie die Spuren von letzter Nacht betrachtet: Scherben, Blutergüsse, das Nachthemd hängt in Fetzen. Einen Grund, das Bett zu verlassen, gibt ihr Mata. Der kleine Hund straft sie zwar sonst weitgehend mit Missachtung, aber die Befriedung seiner Bedürfnisse fordert er ein. Lucas andere Motivation, sich unter Leute zu begeben, ist ihr Abitur, das sie nach Jahren endlich nachholen will. Die Prüfungen stehen kurz bevor, doch ihr gewalttätiger Ex, ihre fordernde Mutter, die zu allem Überfluss auch noch ihre Lehrerin ist, und die eigenen Selbstzweifel stehen Luca im Weg. In ihrem Sitznachbarn Kurt findet sie einen Freund, der sie aus dem Loch befreit. Berlin ist auf Lucas Reise mehr als Kulisse. Regisseur Philipp Eichholtz fängt in seinen sonnendurchfluteten Digitalbildern, abseits von Werbeästhetik, ein Gefühl für die Stadt ein. Luca irrt schon zu lange durch die Zwischenwelt von Verantwortungslosigkeit und dem, was andere »Leben« nennen. Eichholtz gibt Hinweise auf das Davor, belässt Teile der Vergangenheit aber bewusst im Dunkeln. Was zählt, ist das Jetzt, und in dem bewegt sich Martina Schöne-Radunski wunderbar selbstverständlich. Ihre Begegnungen mit Menschen, die sich selbst spielen, und die Interaktion mit ihren Leinwandpartnern Hans-Heinrich Hardt als Kurt oder Claudia Jacob, die ihre Mutter verkörpert, wirken immer natürlich nahbar. Philipp Eichholtz beschreibt seinen Film, der nach dem »Sehr gute Filme Manifest« entstand, als kleinen Liebesbrief an all diejenigen, deren größter Kampf es ist, jeden Tag überhaupt aufzustehen. Die gute Seele, die alles zusammenhält in dieser charmanten Low-Budget Dramödie, ist aber Lucas Oma - eine Verneigung an Eichholtz’ Produktionsfirma »Von Oma gefördert«. Lars Tunçay


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