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Noise and Resistance

Noise and Resistance

Ungewaschener Idealismus

»Man muss es nicht Punk nennen, man kann es eine Bewegung von Leuten nennen, die etwas anderes machen«, beschreibt die Sängerin von Rubella Ballet, einer einst sehr erfolgreichen Punkrock-Band aus England, den zunehmenden Abschied einer Generation von Kommerz, Kapital und Konsum. Die Musik funktioniert im Film als das Leitmedium des Widerstands. Zwischen zahlreichen Konzertmitschnitten aus der Punk- und Hardcore-Szene kommen weitere ehemalige Punk-Rock-Größen zu Wort - inzwischen mit Kleingarten und sonnengegerbter Haut. In der Hauptsache jedoch beleuchtet der Film die gegenwärtigen Aktivitäten einer moralisch reflektierten Subkultur in ihrem Mühen um eine solidarische und freie Gesellschaft. »DIY« - »Do it yourself« ist dabei die Sammelbezeichnung für all jene, die Hierarchien, Normen und Kapitalismus befehden, indem sie »alles selbst« machen. Die Zentren der »DIY«-Bewegung verortet der Film in Schweden, Deutschland, Spanien, England, Mexiko und vor allem in Russland. Punkige Versandhäuser, schwitzende, langhaarige Musiker, She-Mans, zierliche Hardcore-Mädchen, selbst feministische Cheerleader mit Bärten tragen ihren Teil zu dieser technisch unendlich drögen Aneinanderreihung von Interviews bei. Zu viele Menschen äußern nacheinander den gleichen Gedanken, doch an keiner Stelle entwickelt das Gesagte Tiefe. Als Zuschauer ist man bald schon verwirrt, wo das noch hinführen soll. Klar verweigert man sich als Regimegegner altbewährten Strukturen; ein Mindestmaß an Dialektik, ein thematisch sinnvoller Aufbau oder wenigstens der Versuch eines Spannungsbogens hätten dem Film trotzdem gutgetan. Letztlich fraglich dabei bleibt, inwieweit der kollektive Rückzug in Wagenburgen eine Gesellschaft verändern kann. Der Film macht auf jeden Fall Lust, sich auch mal wieder ein Baumhaus zu bauen und sich frei zu fühlen. Kristin Vardi


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