Rückkehr nach Korsika
F 2023, R: Catherine Corsin, D: Aissatou Diallo Sagna, Esther Gohourou, Suzy Bemba, 107 min
Es ist eine Binsenweisheit: Wie wir die Welt um uns herum sehen, hängt davon ab, aus welcher Position wir auf sie schauen. Eindrucksvoll verdeutlicht das »Rückkehr nach Korsika«. Der Hauptplot ist nicht besonders ausschweifend: Protagonistin Kheìdidja ist in ihren Mittvierzigern, arbeitet als Angestellte einer wohlhabenden französischen Familie und kümmert sich außerdem um ihre beiden Teenie-Töchter, die sanftmütige Jessica und die rebellische Farah. Vor 15 Jahren ist sie mit ihnen unter tragischen Umständen aus ihrer Heimat Korsika geflohen. Nun bitten ihre Arbeitgeber sie, auf die Insel zurückzukehren und dort während ihres Urlaubs auf die Kinder aufzupassen. Kheìdidja willigt ein und Farah und Jessica begleiten sie. Während sich nun vor der beeindruckenden Kulisse Korsikas für die einen ein herrlicher Sommerurlaub entspinnt, werden die anderen mit Echos ihrer Familientragödie, Rassismus und Vertreibung konfrontiert. Weil Regisseurin Catherine Corsini, die ihren Durchbruch 1999 mit »Die neue Eva« feierte, aber Menschen und keine Stereotype erzählt, baut ihr Film nicht auf beengende Dichotomien und lässt zwischen bedrückenden Momenten viel Raum für Situationskomik und Kampfgeist, Sex und Liebe, Lachen und Freundschaft – und nicht zuletzt: die Schönheit Korsikas. Für den Film erhielt Corsini ihre dritte Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme in Cannes. LAURA GERLACH