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Schlachthäuser der Moderne

Schlachthäuser der Moderne

D 2022, Dok, R: Heinz Emigholz, 80 min

Der Regisseur Heinz Emigholz ist seit Längerem für Experimentalfilme über Architektur und Raumentwicklung im Spätkapitalismus bekannt. Mit seiner neuesten Dokumentation »Schlachthäuser der Moderne« verwebt er widersprüchliche und räumlich weit getrennte Sphären virtuos zu einer dekolonialen Gesellschaftskritik. »Schlachthäuser der Moderne« ist die Verzweigung zweier Architekturstudien: »Salamone, Pampa« und »Mamani in El Alto«. Mit den beiden Filmstudien zeigt Emigholz die unterschiedlichen Wege kolonial geprägter Architektur wie auch die Entwicklung postkolonialer Architektur in Südamerika. Das Humboldtforum steht formal wie inhaltlich in der Mitte als Ausgangspunkt dieser Bewegung. Emigholz schlägt mit dem Beispiel Freddy Mamanis in El Alto eine Entkolonisierung von Architektur vor. Denn anstatt des barocken Humboldtforums mit seiner kolonialen Herrschaftsromantik soll im Herzen Berlins ein Tanzsaal im Stile Mamanis in grellbunten Farben stehen, worin der Sänger Kiev Stingl singt: »all the modern africans hate my system«. Die Verbindung verschiedener Entwicklungen postkolonialer Architekturgeschichte durch das Humboldtforum ist fürs Publikum nicht einfach nachzuvollziehen. Doch Emigholz präsentiert sie in einer Kompromisslosigkeit, die vor den Kopf stößt und eine grundsätzliche Debatte über das architektonische Erbe europäischer Kolonialgeschichte anregt. EYCK-MARCUS WENDT


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