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Searching Eva

Searching Eva

Nabelschau

D 2019, Dok, 88 min, R: Pia Hellenthal Nicht wo, sondern wer ist Eva Collé? Das ist hier die eigentliche Frage. Die einfache Antwort: Eine Ikone der Bloggerwelt, seitdem sie eines Tages ihre Privatsphäre ad acta legte und ihr Tagebuch veröffentlichte. Und Eva ist eine Sexarbeiterin. Follower kontaktieren die junge Frau mit den persönlichsten Fragen, von denen einige hier das erzählerische Gerüst bilden. Und Eva antwortet. Schwierig ist es trotzdem, Evas Persönlichkeit zu erfassen: Therapeuten sprechen von Borderline, sie selbst diagnostiziert sich Autismus. Warum, erfahren wir nicht. Vielleicht, weil es gerade fancy ist, so wie alles, was Eva und ihre Hipsterfreunde tun. »I get more money for a blowjob than three days fashion week« – diese und ähnliche Aussagen serviert uns der gelackte Streifen am laufenden Band, gewispert von den sinnlichen Lippen jener Influencerin, die, wie wir erfahren, aus schwierigen Verhältnissen und aus einem kleinen Dorf in Italien stammt und nicht wirklich Eva heißt. Regisseurin Pia Hellenthal versucht, mit der Kontrastierung von Evas perfekt inszenierter Selbstdarstellung und intimen Aufnahmen aus ihrem Privatleben ein differenziertes Porträt zu zeichnen, wobei die Kamera nahezu von Evas eigenwilliger Erscheinung absorbiert wird. Die politische Komponente verwischt hinter den Fassaden, und so bleibt bei aller hyperstilisierten Nacktheit am Ende leider nicht mehr als eine narzisstisch-nihilistische Nabelschau, an der irgendwie alles wie Pose wirkt. Karin Jirsak


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