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The Eyes of My Mother

The Eyes of My Mother

Hypnotischer Horror

USA 2016, 76 min, R: Nicolas Pesce, D: Kika Magalhaes, Will Brill, Olivia Bond Irgendwo im amerikanischen Nirgendwo wächst Francesca bei ihren Eltern auf. Als ein Fremder während der Abwesenheit des Vaters auf dem Farmland der Familie auftaucht und Francescas Mutter ermordet, beginnt eine Eskalation zunehmend verstörender Ereignisse. In Nicolas Pesces Regiedebüt deutet sich das Grauen schon vor dieser Urszene der Gewalt an, im Grunde mit der ersten Einstellung, einer horrorfilmtypischen Vorausschau auf einen späteren Zeitpunkt der Handlung: eine Frau in Ketten auf einer schnurgeraden Landstraße, die Augen verbunden, ihr Gang apathisch-schwer. Als ein einsamer Lastwagen auf sie zufährt und warnend das Horn betätigt, sinkt sie zu Boden in einer schwer zu deutenden Geste der Hoffnungslosigkeit. Wer ist diese Frau und was ist ihr widerfahren? An die eigentlichen Qualitäten dieses Arthouse-Horrorfilms gelangt man allerdings mit solchen Fragen nicht. Die Geschichte erscheint bloß als ein Vehikel für die hypnotische Bildsprache. Mithilfe einer elliptischen Montage und in kontrastreichem Schwarz-Weiß gefilmt, mit dynamischen Schatteneffekten und vielen langen Einstellungen, in welchen die Weite der unbewohnten Gegend, ihre bedrohlichen Wälder und die sich darin verlierenden menschlichen Kreaturen zum Vorschein kommen. Francescas Psychopathologie - denn es handelt sich um die Geschichte einer Wahnsinnigen - steht ganz im Dienste dieser Bilder, und was der Horrorfilmfan aufgetischt bekommt (zwischen Folter, Kannibalismus und Nekrophilie ist alles dabei), verbleibt etwas beliebig und würde in einem weniger exquisit bebilderten Film weniger glaubwürdig rüberkommen. Konzeptionell bleibt vieles behauptet, etwa auch die im Genre beliebte Meta-Reflexion über die Sichtbarkeit von Gewalt, die Pesce schon durch die im Titel prominent platzierte Augen-Allegorie abruft. Johannes Schade


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