The Zone of Interest
USA/GB/PL 2023, R: Jonathan Glazer, D: Sandra Hüller, Christian Friedel, Freya Kreutzkam, 105 min
Rudolf Höss und seine Frau Hedwig haben sich ein vorzeigbares Heim aufgebaut. Hedwig hegt ihren Garten mit den herrlichen Rosenbüschen. Das Personal kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Nur die rußige Luft, das stete Rauschen und die vereinzelten Schreie trüben das Idyll. Denn das Anwesen der Familie Höss grenzt unmittelbar an das Konzentrationslager Auschwitz. Hinter der Mauer wird der systematische Plan der Judenvernichtung in grausame Tat umgesetzt. Rudolf Höss ist als Kommandant für die Leitung verantwortlich. Er hat das KZ Auschwitz zum Vorzeigeobjekt der Effizienz der Nazis gemacht. Doch jetzt soll er nach Oranienburg versetzt werden. Hedwig fürchtet um das Heim, das sie sich aufgebaut haben, und weigert sich, Auschwitz zu verlassen.
Regisseur Jonathan Glazer setzt Hannah Arendts Theorie der »Banalität des Bösen« konsequent in Bilder um. Seine schrecklich nette Familie pflegt den Alltag, während nebenan Tausende Menschen getötet werden. Die Gespräche der Frauen über die aktuelle Mode wechseln sich mit denen der Männer über neue, noch effizientere Gaskammern ab. Der konstante Soundtrack aus Schreien wird zum Hintergrundrauschen. Die kontrastreichen digitalen Bilder zeigen den realen Schrecken und mahnen durch ihre Nachvollziehbarkeit. Demgegenüber stellt Glazer, wie schon bei seinem außergewöhnlichen Science-Fiction-Film »Under the Skin«, experimentelle Bildcollagen und schließlich Aufnahmen von Putzfrauen im heutigen Auschwitz. Ein Erlebnis, das man so leicht nicht aus der Erinnerung fegen kann. LARS TUNÇAY