Veni Vidi Vici
AT 2024, R: Daniel Hoesl, Julia Niemann, D: Laurence Rupp, Ursina Lardi, Olivia Goschler, 86 min
Es gibt eine Szene, in der sich der superreiche Amon Maynard seine Kindergeburtstagsschminke – eine edle weiße Raubkatze – vom Gesicht wischt, die Demaskierung endet in einer Fratze. Ein Sinnbild für den ganzen Film. Die Maynards sind fast eine Bilderbuchfamilie: jede Menge Ressourcen, Ansehen, Macht und Glück. Der Vater tollt herzallerliebst mit den beiden Multikulti-Adoptivtöchtern, knutscht stets frischverliebt seine ältere Frau und der älteste Spross Paula scheint aufgrund von Freizeitaktivitäten wie Polo und Co. auch ganz ausgeglichen. So hoch die Maynards jedoch auf der Bedürfnispyramide thronen, so tief stecken sie im moralischen Sumpf. Denn Papa hat neben immensen Investments und feindlichen Firmenübernahmen ein hasserfülltes Hobby: Er erschießt nebenbei Menschen. Dabei wird er sogar vom Justizminister gedeckt. Trotzdem kommen ihm ein seniler Jagdaufseher und ein abgehalfterter Journalist auf die Schliche. Aber was heißt das schon? Die österreichische Gesellschaftssatire streift durch die Fassaden und Abgründe einer machtbesoffenen Schicht, deren Vermögen – im doppelten Sinn – kaum Grenzen kennt und keinen anderen Gott, geschweige denn Mitmenschen, duldet. Eindringlich gespielt und mit einigen kuriosen Szenen sowie interessanten Soundeffekten ausgestattet, packt der bitterböse Streifen das Publikum an Hals und Herz. Einzig eine unglaubwürdige Wendung am Schluss wirft einen kleinen Schatten. MARKUS GÄRTNER