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Vermiglio

Vermiglio

I/F/B 2024, R: Maura Delpero, D: Tommaso Ragno, Roberta Rovelli, Martina Scrinzi, 119 min

Vermiglio, eine kleine italienische Gemeinde in Südtirol, abgeschnitten von der Außenwelt, in der 1944 Krieg herrscht. Die Männer, die das Dorf verlassen, kehren selten zurück. Hierher verirrt sich der Deserteur Pietro. Der schweigsame Mann aus Sizilien weckt das Interesse von Lucia, der ältesten Tochter der Familie Graziadei. Aber auch in der heranwachsenden Ada regen sich Gefühle. Mit genauem Blick, in sorgfältig komponierten Einstellungen setzt Regisseurin Maura Delpero (»Maternal«) das Leben der Familie in Szene und versetzt das Publikum so in eine andere Zeit. Inspiriert wurde sie dabei von der eigenen Familiengeschichte und ihrem Großvater, der in Vermiglio aufwuchs. Behutsam betrachtet sie jede ihrer Figuren, legt sie komplex und vielschichtig an. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Rolle der Frauen jener Zeit. Aber der Patriarch des Hauses ist kein Tyrann, sondern bei aller Strenge auch ein liebevoller Vater. Delpero vermeidet Klischees. Ihre Herkunft vom Dokumentarfilm ist sichtbar. In langen Einstellungen beobachtet sie ihre Figuren und bleibt dabei immer auf Augenhöhe. So entspinnt sich ein mitreißendes Drama, das sich vor den kunstvollen Landschaftspanoramen von Bildmeister Mikhail Krichman (»Leviathan«) abspielt. In Venedig gab es dafür viel Applaus und den Großen Preis der Jury. Lars Tunçay


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