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Zweitland

Zweitland

I/D/Ö 2025, R: Michael Kofler, D: Thomas Prenn, Aenne Schwarz, Laurence Rupp, 112 min

Südtirol kennen die meisten eher als Urlaubsziel, ab den 1950er Jahren war es jedoch Schauplatz von Terror: Extremisten wollten sich gewaltsam von Italien abspalten und zu Österreich gehören. In diesem historischen Szenario legt »Zweitland« auch ein Familiendrama an, das sich schon in der ersten Szene wuchtig entfaltet, als die beiden ungleichen Brüder Paul und Anton miteinander ringen und es selbst nach dem eigentlich beendenden Hand- noch einen Faustschlag gibt. Der ältere, verbissene Anton führt mit Frau und Kind den Hof des verstorbenen Vaters und wird als Unterstützer der Abspaltung immer radikaler. Der schöngeistige Paul hingegen hat eigentlich eine Zusage für ein Kunststudium, als bei einem Sprengstoffanschlag von Anton versehentlich ein Unbeteiligter stirbt. Anton flieht, der beste Freund Pauls wird deswegen verhaftet und die Polizei bedrängt die Familie, den Terroristen zu verraten. Antons Frau ist wegen ihrer liberalen Einstellung im Dorf isoliert. Nun muss Paul sich mehrfach beweisen: in der Loyalität zu seinem Bruder und beim Kampf um seinen Freund. Das Drama zeigt nicht nur mit feinem Gespür und zielsicheren Dialogen das familiäre Ringen um Lebens- und Politikentwürfe, sondern auch die emotionale Spaltung und die sich immer wieder verschiebende Machtbalance einer Region in einer Zeit, in der Polizei und Zivilbevölkerung abends zusammen in der Kneipe sitzen und sich am nächsten Tag bekriegen. Markus Gärtner


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