anzeige
anzeige
3 Tage in Quiberon

3 Tage in Quiberon

Interview mit Romy

D/A/F 2018, 115 min, R: Emily Atef, D: Marie Bäumer, Birgit Minichmayr, Charly Hübner »Ich bin eine unglückliche Frau von 42 Jahren und heiße Romy Schneider.« - Die Umstände, die um diesen Satz kreisen, beleuchtet Emily Atef in ihrer sensiblen Zustandsaufnahme. Gezeigt werden drei Tage im Leben der Romy Schneider, nur ein Jahr vor ihrem Tod. Der österreichische Superstar hat sich im französischen Küstenort Quiberon in einem Kurhotel einquartiert. Romy ist alkohol- und tablettenabhängig und soll zur Ruhe kommen. Doch sie entscheidet sich, dem Stern-Reporter Michael Jürgs ein ausführliches Interview zu geben. Ihre Jugendfreundin Hilde reist an, um zu verhindern, dass sich Romy den Boulevard-Reportern zum Fraß vorwirft. Lange hatte man Marie Bäumer aufgrund unterstellter äußerlicher Ähnlichkeit nahegelegt, die Schneider in einem Biopic zu spielen. Lange hat sie sich geweigert und nun den perfekten Zeitpunkt gefunden. Mit ihrem uneitlen, sehr physischen Spiel zeigt sie nicht die Diva Romy Schneider, sondern eine zerrissene Frau, die am Rande des Abgrunds steht und sich ein letztes Mal öffnet. Ihre unglamouröse Verletzlichkeit ist das, was gleichermaßen Mitleid und Bewunderung erzeugt. Die Bipolarität der Person Schneiders spiegelt sich in den kunstvollen Schwarz-weiß-Bildern, mit denen Atef die Fotos des Stern-Fotografen Robert Lebeck zum Leben erweckt, hier gespielt von Charly Hübner. Als nachdenklicher Boulevard-Aasgeier macht Robert Gwisdek eine markante Figur. Es ist das Duell zwischen ihm und Romy, aus dem der Film seine Spannung bezieht. Wird er die von den Medien Verfolgte ein weiteres Mal kreuzigen? Mit seinen weitschweifigen Stimmungsbildern und viel Fiktion - Hilde hat es beispielsweise nicht gegeben - ist das Porträt sicher nicht jedermanns Tasse Tee. Dennoch eine großartig gespielte Demontage des »Sissi«-Mythos, der Romy Schneider bekanntlich zur Bürde wurde. Karin Jirsak


Weitere Empfehlungen