791 km
D 2023, R: Tobi Baumann, D: Iris Berben, Joachim Król, Nilam Farooq, 103 min
Die Prämisse ist einfach: Vier Menschen finden während eines stürmischen deutschen Herbstabends am Münchener Hauptbahnhof zusammen. Und weil sie ganz dringend weiter nach Hamburg müssen, beschließen sie, sich ein Taxi zu teilen. Gemeinsam mit dem verschlossenen Taxifahrer geht es durch die Nacht, wo zwischen der bunt zusammengewürfelten Reisegruppe schnell alle Themen auf den Tisch kommen, die Deutschland derzeit beschäftigen. Persönliches wie die Verluste geliebter Menschen oder eine beginnende Demenzerkrankung genauso wie Politisches (Klimawandel, Geschlechterfragen und Rassismus) machen im engen Innenraum des Autos die Runde, bis die Köpfe rauchen oder erschöpft auf die Schulter des Nebensitzers sinken. Selten ist ein Casting in einem deutschen Film der letzten Jahren so perfekt aufgegangen. Neben Iris Berben als politisch engagierter Professorin im Ruhestand und Joachim Król als Taxifahrer ohne Führerschein, denen man beiden den Spaß an ihren Rollen deutlich anmerkt, brillieren die Nachwuchsschauspieler Nilam Farooq, Ben Münchow und Lena Urzendowsky. Gute Dialoge, ein perfekter Soundtrack und die Neonlichtromantik hiesiger Autobahnen runden das Erlebnis ab und machen aus »791 km« vielleicht den Feelgood-Film des Winters. Eine Leistung, die man bei all den schweren Dramen, die sonst oft erscheinen, gar nicht genug würdigen kann. JOSEF BRAUN