Das große Fußballtheater dreht sich meist um Titel und Talente. Investoren geben oft sehr viel Geld aus, um Teil davon zu werden. Das kann Fans gefallen oder nicht, manchmal dürfen sie nicht einmal Mitglied bei einem Verein werden. Nur selten führen solche Missverhältnisse zu echten Konflikten, die meisten Fans interessieren sich nun einmal mehr für Events und Konsum als für Teilhabe und Mitverantwortung. Aber nicht alle Clubs haben eine passive Anhängerschaft. Alina Schwermer, die bei der Taz für den Sport in der Hauptstadt zuständig ist, untersuchte Vereine, die von Fans geführt werden. In neun Kapiteln beschreibt sie deren Alltag, vom AFC Wimbledon über Austria Salzburg und den HFC Falke bis zu Beitar Nordia.
Fanvereine sind ein Krisenprodukt, denn oftmals lag vor deren Gründung die Insolvenz des Muttervereins. Die ersten Vereine finden sich um das Jahr 2000 in England, heute zählen europaweit etwa 150 dazu. Nicht immer ist hier Friede, Freude, Eierkuchen. Schwermer stellt zwei Probleme fest: das nachlassende Engagement und den Konflikt aus Mitsprache und Erfolg. Auf der anderen Seite werden Fans in die Vereinsprojekte integriert und eine Nähe zwischen einfachen Anhängern und der Führungsebene hergestellt, von der beide Seiten profitieren.
Trotzdem, meint Schwermer, werden solche Vereine, schon weil sie mehrheitlich in den unteren Ligen spielen, nicht das kapitalistische Fußballgeschäft reformieren. Allerdings legt sie nahe, dass eine kritische Reflexion und eine kontinuierliche Mitarbeit der Fans in der Welt des Fußballs sehr wohl einige wünschenswerte Änderungen bewirken könnten. Britt Schlehahn