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Fine Gråbøl

Fine Gråbøl

Welches Königreich. Aus dem Dänischen von Hanna Granz. Hamburg: Ecco 2024. 173 S., 24 €

Fine Gråbøl.

Fine Gråbøl hinterfragt in ihrem Debütroman »Welches Königreich« ein staatliches Gesundheitssystem, das sich eine Schutzmauer aus Regeln, standardisierten Abläufen und Diagnosen errichtet hat. Es sind vor allem die Leerstellen in diesem Buch, die beim Lesen eine dumpfe Vorstellung davon vermitteln, wie es sich anfühlt, von einer psychischen Krankheit und einem dafür vorgesehenen Versorgungsapparat abhängig zu sein. Der Roman erschien 2021 auf Dänisch und liegt jetzt in deutscher Übersetzung von Hanna Granz vor. Im fünften Stock eines ehemaligen Pflegewohnheims leben fünf junge Erwachsene in einer betreuten Wohngemeinschaft wie in einem »Zuhause auf Probe«. Gemeinsam üben sie, Suppe zu kochen und sich auf einen eigenverantwortlichen Alltag vorzubereiten, der immer wieder in weite Ferne rückt, wenn es zu erneuten Krankenhauseinweisungen, Psychosen oder Gewaltausbrüchen kommt. Die intensive Wahrnehmung der Ich-Erzählerin von scheinbar belanglosen Gegenständen und zwischenmenschlichen Begegnungen verleiht dem Ort und den Menschen ihre Konturen: ein Stuhl, ein Bett, ein Spiegel, ein WG-Betreuer am Raucherbalkon, das Whiteboard in der Gemeinschaftsküche, die Wände eines Zimmers als schweigendes Publikum. Das Leben »auf der Fünf« wird von den psychischen Krankheiten und dem staatlichen System geprägt, das die Strauchelnden eigentlich auffangen soll. »Wieso fragt niemand nach dem Zusammenhang zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit?«, stellt die Autorin in den Raum. Die Lücken in Gråbøls Erzählung entwickeln sich durch ihre bewusste Positionierung zu tragenden Elementen. Auf starke sprachliche Bilder in kurzen, episodenartigen Kapiteln folgen Pausen, die es den Lesenden erlauben, das Leben »auf der Fünf« nachzuempfinden, anstatt lediglich wie Voyeure am Rand zu stehen. Hanna Schneck


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