All We Imagine as Light
IND/F/NL/LUX 2024, R: Payal Kapadia, D: Kani Kusruti, Divya Prabha, Chhaya Kadam, 114 min
Mumbai. Mehr als 28 Millionen Einwohner leben im Einzugsgebiet der indischen Metropole. Ein beispielloser Ameisenhaufen, in dem Autorin und Regisseurin Payal Kapadia ihren sanften Film ansiedelte. Die Kamera streift durch die Straßen, zeigt die Menschen, die hier ihr Glück versuchen und im Off ihr Schicksal schildern. Bis die Linse auf dem Gesicht von Prabha verweilt. Sie arbeitet als Krankenschwester, pendelt täglich heim zu der kleinen Wohnung, die sie mit ihrer Arbeitskollegin Anu bewohnt. Als ein Paket von ihrem im Ausland lebenden Ehemann ankommt, wirft das Prabhas Leben aus der Bahn. Anu versucht derweil einen Ort zu finden, an dem sie mit Shiaz allein sein kann. Das Problem: Er ist Moslem und sie Hindu. In ruhigen, poetischen Bildern erzählt Kapadia ihre Geschichte konsequent aus weiblicher Perspektive. Sie schildert, wie schwer es im Kastensystem der indischen Gesellschaft ist, sich zu verlieben und glücklich zu werden. Die flirrenden, poetischen Bilder von Kameramann Ranabir Das geben dem Film etwas traumgleiches. Die ruhige Grundstimmung steht im Kontrast zur quirligen Metropole und dem überbordenden Bollywood-Kitsch. Als erste indische Regisseurin erhielt Payal Kapadia eine Einladung in den Wettbewerb beim Filmfestival in Cannes. Dort wurde das berührende Werk mit dem zweitwichtigsten Preis geehrt, dem Großen Preis der Jury. LARS TUNÇAY